«Before Midnight» schliesst bei «Before Sunset» an. US-­Autor Jesse hatte sich vor neun Jahren für die Französin Céline und für ein Leben in Europa entschieden. Und damit gegen seine Familie in den USA. Die beiden sind zusammengeblieben und haben Zwillinge bekommen. Am Anfang von «Before Midnight» befinden sie sich am Ende ihrer Griechenlandferien.

Es kriselt in der Beziehung von Céline (July Delpy) und Jesse (Ethan Hawke). Sie prognostiziert: «Heute zündest du die Bombe, die unsere Beziehung zerstört.» Sie haben noch eine romantische Nacht vor sich (ein Abschiedsgeschenk ihrer griechischen Freunde). Auf dem Zimmer geht es dann richtig los: Gegenseitige Anschuldigungen statt das Feinsinnige, Geistreiche. Er versucht zu beschwichtigen: «Ich akzeptiere das ganze Paket: Die verrückte und die brillante Céline.» Sie: «Weisst du, was hier los ist? Ich glaube, ich liebe dich nicht mehr.» ­

Alles scheint verloren, als sich vor Mitternacht («Before Midnight») Wundersames ereignet.

Was im Film wie frisch von der Leber weg, ungekünstelt und improvisiert erscheint, steht Wort für Wort im Drehbuch. Regisseur Richard Linklater, Julie Delpy und Ethan Hawke haben es gemeinsam verfasst.
«Before Midnight» ist zusammen mit seinen beiden Vorgängerfilmen aus den Jahren 1995 und 2004 einer der seltenen Fälle von Langzeitprojekten in der Filmgeschichte. Peter Bogdanovich hatte mit «Last Picture Show» (1971) und «Texasville» (1990) ein Beispiel abgeliefert: Jahre danach erzählte er mit denselben Protagonisten (und Darstellern) seine Geschichte weiter. Das wohl berühmteste Beispiel für filmische Fort­setzungen ist François Truffauts Doinel-Zyklus (siehe Seite 16).

Before Midnight
Regie: Richard Linklater
Ab Do, 6.6., im Kino