Für die Köchin ist der Fall bald klar. Es ist Abend, der letzte Gast im abgelegenen Schnellimbiss benimmt sich derart widerwärtig, dass Kellnerin Moza tränenüberströmt in die Küche flieht. «Bring ihn doch einfach um», sagt die Köchin cool, worauf Moza in Panik gerät. Der Gast, stammelt sie, sei ein mächtiger Mafioso, der ihren Vater in den Selbstmord getrieben habe. Da wird die Köchin ernst und holt das Rattengift hervor.

Mit rabenschwarzem Humor hat sich Regisseur Damián Szifrón (39) in Südamerika und Spanien einen Namen gemacht. Nach TV-Serien und zwei Spielfilmen erobert er nun mit «Wild Tales» das internationale Parkett. In sechs Episoden nimmt er sich virulenter Ur-Themen des Menschseins an: Liebesverrat und Eifersucht, wahnhafte Wut oder affektive Gewalt. Diese bettet er in Alltagssituationen, die abrupte Wendungen nehmen und sich in Richtung eines albtraumhaften Finales steigern. 

Tragisch wie lustvoll

Die Absurdität dieser Geschichten betont Szifrón mit speziellen Szenerien und ungewohnten Kameraperspektiven. Er hat zudem die Gabe, tragische Geschichten so lust- wie humorvoll ad absurdum zu erzählen.

So ahnt der erfolgreiche Businessman Diego kaum, was sein gewagtes Überholmanöver auf der Landstrasse – inklusive des aus dem Fenster gestreckten Stinkefingers – auslösen wird. Sein fabrikneuer Audi jedenfalls löst sich wenig später in seine Einzelteile auf. Ähnliches geschieht dem Sprengstoffexperten Simon. Doch dieser jagt seinen Wagen selbst in die Luft. Als effektvolle Rache an den korrupten Institutionen der argentinischen Bürokratie, die er in einem kafkaesk anmutenden Marathon zu spüren bekommen hat.

Damián Szifróns Episoden-Film hat an Festivals in Amerika und Europa zahlreiche Preise gewonnen und ist für den Ausland-Oscar 2015 nominiert.

Wild Tales
Regie: Damián Szifrón
Ab Do, 8.1., im Kino