Letztes Jahr taufte Marla Glenn ihr neues Album. Sie lud aber weder auf eine renommierte US-Bühne noch in einen hippen Club nach Berlin. Nein, «Tricks & Tracks» gab es live erstmals in Dietikon im Zürcher Limmattal zu hören. «Ich mag es, an kleineren, exklusiveren Orten zu spielen», begründete Glenn diese Ortswahl gegenüber der «Limmattaler Zeitung».

Vor 20 Jahren klang alles anders. «This ­Is Marla Glenn» hiess das Debütalbum, das die damals 33-jährige Sängerin aus Chicago selbstbewusst und mit ehrgeizigem Sendungsbewusstsein aufs internationale Popparkett brachte. Die Platte war so gut, dass sie global hellhö­-rig machte. Glenn überraschte mit einem damals exotisch wirkenden Soundmix aus Soul, Jazz und Rock, dem sie mit ihrer rauchig-tiefen Stimme einen androgynen Touch verlieh. Damit nicht genug: Marla Glenn betrat die Konzertbühnen im Herrenanzug und mit tief in die Stirn gezogenem Hut. Ein cleverer Marketingtrick, der noch immer funktioniert.

Heute singt die bekennende Lesbe, die seit 1998 in Deutschland lebt, an kleinen Orten wie eben Die­tikon oder Rubigen. Ihre CDs gibt sie auf eigenem Label her­aus; überhaupt hat sie alle Fä­-den ihres florierenden Business in die eigenen Hän­de genommen. Dies mache sie zur «glücklichsten Musikerin der Welt», sagt sie. Die Qualität ihrer Songs und die Einzigartigkeit ihrer Stimme hat Marla Glenn beibehalten. Noch immer fasziniert sie mit Funken stiebender Energie und einem Drive, der ihre Konzerte zu Ereignissen macht. Wenn sie den Funk-Klassiker «It’s A Man’s World» covert, muss man sich ins Ohr zwicken, um unter der Hutkrempe nicht James Brown himself hervorlugen zu sehen.

CD

Marla Glenn
This Is Marla Glenn
(Sony 1993).

Konzert

Marla Glenn & Band
Fr, 10.1., 21.00 Mühle Hunziken
Rubigen BE