Reduziert aufs Maximum
Aus der Not hat er eine Tugend gemacht: Nick Cave hat sich im Juni nur mit einem Flügel in der mondänen und leeren Westhalle des Londoner Alexandra Palace eingerichtet, um ein zeitlich begrenztes Streaming-Konzert zu geben. Er verzichtete darauf, in Pandemie-­Zeiten nur Schlafzimmer-­Auf­nahmen ins Netz zu stellen. Nun ist der Film zum Konzert da und dort im Kino zu sehen. Und auch die Musik ist verfügbar: Die Doppel-CD versammelt insgesamt 22 Songs, die der Meister ganz allein interpretierte. Was er mit bestehenden Songs und einem einzigen neuen machte, kann man abgespeckt nennen oder besser: reduziert aufs ­Maximum. Es funktioniert alles auch ohne seine Bands The Bad Seed und Grinderman, wenn Nick Cave klagt, sich sehnt, trauert, um Erlösung bit­tet – in einer bewegenden Innigkeit, die ans Herz rührt.

Nick Cave
Idiot Prayer: Nick Cave Alone at Alexandra ­Palace
(Bad Seed Ltd./ Rough Trade 2020)