Heimatbilder fürs Ohr
Wie viel Heimat braucht der Mensch? «Umso mehr, je weniger er davon mit sich herumtragen kann», schrieb Jean Améry. Für den Hamburger Tenor Daniel Behle liegt die Antwort bei 39. So viele Stücke umfasst sein aussergewöhnliches Album «Heimat», das Lieder aus 500 Jahren versammelt: von Schuberts «Erlkönig » über Kreneks «Reisebuch» bis zum «Buchenwaldlied» aus dem gleichnamigen KZ. Entsprechend wird Heimat mal als unerreichbares Ziel besungen, mal als Unort – oder wienerisch grantelnd als jener Erdenfleck, wo man sich schon immer über seine Mitmenschen ärgern durfte. Dass Behle von den vier Hörnern des German Hornsound begleitet wird, verleiht der Musik einen warmen, folkloristischen Klang. Gerahmt werden die Lieder von Schauspieler Mario Adorf, der mit Texten von Améry, Mascha Kaléko oder Nietzsche über die Bedeutung von «zu Hause» nachdenkt.

Daniel Behle, German Hornsound, Mario Adorf
Heimat (Prospero 2022)