Wer Bratöl in eine Pfanne giesst und darin ein Steak anbrät, verändert das Gefüge der Welt. So oder ähnlich hören sich die ­Erläuterungen an, mit denen TV-­Köchin Elizabeth Zott die Anleitungen an ihr Publikum würzt. Die junge Frau steht ­dabei im Labormantel vor der Kamera, denn: «Kochen ist Chemie», sagt sie mit Bestimmtheit. Zott ist die Hauptfigur des ­Romans «Eine Frage der Chemie», mit dem US-Schriftstellerin ­Bonnie Garmus weltweit die Bestsellerlisten stürmt.

Ihre Protagonistin lebt in den USA der 1960er, als das Gefüge der Welt zumindest für Männer fix und geregelt ist: Frauen gehören an den Herd. Deshalb ist Elizabeth Zotts Plan, als Chemikerin Karriere zu machen, zum Scheitern verurteilt. Sie ist zwar Chemikerin, wird von ihrem maskulinen Umfeld aber aus­gebremst. Ein hellsichtiger TV-­Produzent erlebt die charismatische junge Frau und engagiert sie für die Kochshow «Essen um sechs». Zott sagt wider­strebend zu, merkt dann aber, dass sie weiterhin als Chemikerin aktiv sein kann. Denn: Kochen ist Chemie. Zudem kann sie ihr mehrheitlich weibliches Publikum dazu anregen, sich gegen die männliche Vorherrschaft aufzulehnen.

Ihre Motivation liegt nicht nur in der verhinderten akademischen Karriere. Zott ist auch ­alleinerziehende Mutter und kennt die Schattenseiten des ­Lebens. Als TV-Star weiss sie die Chance zu nutzen, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. Wie Garmus selbst: Die heute in London lebende Autorin ist kürzlich 65 geworden, und «Eine Frage der Chemie» ist ihr Debütroman. Da ist noch einiges zu erwarten.        

Buch
Bonnie Garmus 
Eine Frage der Chemie
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
464 Seiten
(Piper 2022)