Ein abgelegenes Steinhäuschen in einem alten Rebberg im Piemont, Glühwürmchen und singende Zikaden, Spaghetti aglio e olio, eine Flasche Barbera – und mittendrin Alex Capus mit seiner lindgrünen Hermes Baby. Diese Idylle beschreibt der Oltner in seinem autobiografisch inspirierten Buch «Das kleine Haus am Sonnenhang». In den 90ern, mit Anfang 30, hat er hier am ersten Roman geschrieben, nachdem er seinen Job als Journalist in Bundesbern gekündigt hatte.

Hier kann er sich ganz dem Menschsein hingeben – sommers mit seiner Freundin und späteren Frau Nadja sowie einer bunten Freundestruppe, winters als Einsiedler am Kachelofen. Die wohltuende Eintönigkeit, unterbrochen von gelegentlichen Besuchen in der immergleichen Bar im nächsten Städtchen, beschreibt Capus mit Witz und lebendiger Figurenzeichnung. «Ich habe das Geschichtenerzählen in der Kneipe gelernt. Regel Nummer eins ist da: nicht langweilen», sagte er in einem Interview.

Das gelingt ihm auch im neusten Werk, in dem er sich nicht vor der 90er-Jahre-Nostalgie scheut: Die Zeit, als es noch Telefonautomaten, dichten Zigarettenrauch allerorten und jede Menge Insekten gab. Daneben gibt Capus’ Buch vor allem einen tiefen Einblick in sein Schreiben, den Schreibstoff und sein Verständnis von Erzählen. «So bedient sich jeder, der eine Geschichte schreibt, aus dem Fundus seiner Seele, den er angehäuft hat mit Dingen, die er erlebt oder gesehen, gehört oder gelesen oder sonst wie erfahren hat.»

Dem Dogma, dass der Autor und sein Werk strikt voneinander zu trennen sind, widerspricht er. Und er gipfelt gar in der Aussage, dass jeder Autor im Grunde immer wieder das Gleiche schreibt. Nun denn, wenn sie so lebendig erzählen wie Alex Capus, lässt man sich doch gerne immer wieder von Neuem auf seine Geschichten ein.

Lesungen
Di, 27.2., 20.00 Kaufleuten Zürich
Mi, 28.2., 19.30 Lüthy & Stocker St. Gallen
Do, 29.2., 19.00 Reformierte Kirchgemeinde Stettlen BE

Buch
Alex Capus
Das kleine Haus am Sonnenhang
160 Seiten
(Hanser 2024)