Ein Verwirrspiel der humoristischen Art: Meister Lampe guckt in den Spiegel und sieht darin Joseph Beuys. «Hasenspiegel» heisst das Objekt aus den frühen Schaffensjahren des Künstlers Markus Raetz (1941–2020). Das Kunstmuseum Bern widmet ihm unter dem Titel «oui non si no yes no» eine Retrospektive, die sich auf seine Zeichnungen, Skulpturen und Mobiles konzentriert. Mit dem kleinen Hasen erinnert Raetz an eine Aktion von Jospeh Beuys in Düsseldorf, die 1985 für viel Aufsehen sorgte:

Der legendäre deutsche Künstler liess das Publikum beobachten, wie er einem toten Hasen im Innern einer Galerie seine Werke erklärte. Typisch Raetz, dass er diese Episode aus der Kunstszene ironisch aufgriff und nach seinem Gusto umdeutete. Die Arbeiten des Berner Künstlers drehen sich um unsere Wahrnehmung. Die meisten seiner Objekte präsentieren sich je nach Perspektive unterschiedlich: Meist ist eine witzige Hinterlist darin versteckt wie beim Hasen vor dem Spiegel.

Raetz’ künstlerische Wurzeln liegen in den 1960er-Jahren, als Harald Szeemann die Berner Kunsthalle führte. Der junge Raetz wandte sich zuerst der Zeichnung zu und setzte seine Vorstellungen nach und nach in Modellen und Mobiles um. Genau diese Entwicklung will die Ausstellung im Kunstmuseum Bern aufzeigen.

Alles ist eine Frage der Perspektive

Das Spiel mit der Wahrnehmung perfektionierte Raetz mit seinen «OUINON»-Skulpturen, die sich je nach Blickwinkel unterschiedlich lesen lassen – als Plastiken der Zustimmung mit Oui oder der Ablehnung mit Non. In seinem Spätwerk setzte Raetz auf Mobiles, wie das Werk «Gleich und anders» aus dem Jahr 2016 belegt.

Hier spielt die Installation selbst mit Das Spiel mit der Wahrnehmung perfektionierte Raetz mit seinen «OUINON»-Skulpturen, die sich je nach Blickwinkel unterschiedlich lesen lassen – als Plastiken der Zustimmung mit Oui oder der Ablehnung mit Non. In seinem Spätwerk setzte Raetz auf Mobiles, wie das Werk «Gleich und anders» aus dem Jahr 2016 belegt. Hier spielt die Installation selbst mit der Sichtweise des Betrachters, indem sie sich durch ihre Bewegungen unterschiedlich präsentiert.

Raetz reizte Sujets wie dieses aus, vergönnte ihnen immer wieder neue Bedeutungen. Exemplarisch dafür ist seine abstrahierte Figur «Mimi», eine Plastik aus 14 Hölzern. Er ordnete sie zu einer am Boden liegenden Gestalt an, die auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen ist. Das menschliche Antlitz versteckt sich hinter dem Material, wie das im Alltag mit allerlei Accessoires verbreitet ist. Raetz dekonstruiert den Homo sapiens radikal.

Das Kunstmuseum Bern erinnert mit dieser Ausstellung an einen Künstler, der zu Lebzeiten bereits Anerkennung gefunden und dennoch stets Distanz zum Kunstbetrieb gehalten hatte. Die Schau bietet Gelegenheit, Markus Raetz und seinen unvergleichlichen Witz neu zu entdecken.

oui non si no yes no
Bis So, 25.2.
Kunstmuseum Bern
www.kunstmuseumbern.ch