Attwenger bleiben sich im Wandel treu, auch was die einsilbigen Titel ihrer acht Studioalben angeht. Seit dem Debüt 1991 bis zur jüngsten Platte heissen sie «Most», «Luft», «Pflug», «Dog» oder «Spot». Die aktuelle CD dürfte wohl die poppigste in der langen Karriere des Duos aus Oberösterreich sein. Wieder packen Markus Binder und Hans-Peter Falkner die Welt – österreichisch: «Wöd» – in musikalische Momente und Miniaturen. Sie perfektionieren die Kunst des Weglassens in ihren unverwechselbaren maximalen Minimalismus.

Attwenger-Texte sind schon ohne Musik pure Mundart-Poesie. Der kürzeste Songtext auf «Spot» geht so: «einfamilienhaus/i hoit di/ned aus». Oder etwas länger: «sog amoi sog amoi/sogds amoi sogds amoi/nix». Die beiden Wortakrobaten können aber auch ganz episch texten, viele Zeilen lang, wie in «kana daham», wo es im Refrain heisst: «es is kana alla/es is kana daham/und es san olle do».

Intelligent und witzig

Und dann ist da, als Ergänzung zu diesen Sprachartistereien, natürlich noch die Musik. Markus Binder trommelt und bedient die Electronics, Hans-Peter Falkner spielt die elektrifizierte Knopfharmonika. Dazu kommen die Stimmen für den mitunter rasanten Sprechgesang; das reicht schon. Stilistisch vermengen die beiden Traditionelles mit Hip-Hop, Blues mit Elektro für ihre so ganz anderen Heimatklänge. Der unverwechselbare Sound, den das österreichische Turbo-Folk-Duo vorträgt, ist Volksmusik ohne Volkstümelei. 

Maximales stellt sich ein auf «Spot», nur schon statistisch: In den eher spärlichen 40 Minuten des neuen Albums haben insgesamt stolze 23 Stücke Platz. Den Minusrekord bietet «sog amoi» mit nicht einmal einer halben Minute Spielzeit, die «ordentlichen» Tracks dauern etwas länger, gehen aber auch nicht über zwei bis knapp drei Minuten hinaus. Es ist ein musikalisch spannender Wechsel zwischen Songs und jingle-artigen Zwischenspielen. Man hört umwerfend intelligent-witzige Mundartmusik made in Austria.

CD
Attwenger
Spot
(Trikont 2015).

Konzert
Sa, 16.5., 21.21 El Lokal Zürich