Der Kommunist Louis Aragon war ein bunter Vogel. «Er hasste die Bourgeoisie und liebte Bordelle», heisst es im neuen Dokumentarfilm «Die wilden Zwanziger» von Stefanie Appel.

Nebenher zu den Vergnügungen begründete Aragon mit seinen Schriftsteller-Freunden André Breton und Philippe Soupault den Surrealismus. Damals erfand mit ihm eine kleine Gruppe von Künstlern und Intellektuellen im Stadtteil Montparnasse die Welt neu. Aber nur für eine kurze Weile, denn die widrigen politischen Zeitumstände holten sie bald ein.
 
Dieser Dokumentarfilm illustriert, wie verschiedene kulturelle Fäden in jener Zeit zusammenfanden. Zur Literatur kamen die Musik mit der schwarzen Amerikanerin Josephine Baker und die Kunst mit Pablo Picasso oder Henri Matisse. Sie alle verstanden ihre Ausdrucksformen als Gegenentwürfe zur bürgerlichen Gesellschaft, die Europa ein Jahrzehnt zuvor im Ersten Weltkrieg ins Chaos stürzte.

Die Kneipen Le Bœuf sur le Toit oder das Café du Dôme waren Fixpunkte der damaligen Avantgarde. Hier fanden die einheimischen Künstler mit den Amerikanern zusammen, etwa Ernest Hemingway, der aus der Enge der puritanischen USA nach Europa flüchtete. Ähnlich wie Woody Allen in seinem Spielfilm «Midnight in Paris» lässt dieser Dokumentarfilm «Die wilden Zwanziger» aufleben. Ihr Einfluss ist bis heute in der Kultur spürbar, auch wenn damals nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung den Zugang zu den Zirkeln schaffte.     

Die wilden Zwanziger: Paris
Mi, 10.8., 23.45 Arte 
Die wilden Zwanziger: Wien
Do, 11.8., 00.40 Arte

Regie: Stefanie Appel
Jeweils 53 Minuten