Der Sozialist Robert Grimm appelliert an Bundespräsident Felix-Louis Calonder, nichts eskalieren zu lassen. Denn die Landesregierung hat beschlossen, das Militär gegen strei­kende und demonstrierende Arbeiter einzusetzen. Der Bundesrat bleibt hart, denn er befürchtet einen Umsturzversuch. Diese Szene stellen die beiden Schauspieler Ralph Gassmann als Grimm und Peter Jecklin als Calonder im Bundeshaus nach. Sie soll illustrieren, wie dramatisch sich die Ereignisse in jenen November­tagen 1918 entwickelten. Die Arbeiterschaft probte den Aufstand, denn die Lebensbedingungen hatten sich im Ersten Weltkrieg drastisch verschlechtert. Die Behörden wiederum dramatisierten die politische Lage massiv, wie der Historiker Jakob Tanner plausibel erklärt.

Die Dokumentation ordnet die geschichtlichen Verhältnisse klar ein: Hier die gebeutelte Arbeiterschaft, da der überforderte militärische Scharfmacher, Oberstdivisionär Emil Sonderegger, der wie ein beleidigtes Rumpelstilzchen in der Kaserne rumtobt.

Dieser Dok ist als Geschichtslektion wertvoll. Aber er hat seine Schwächen: Die nachgestellten Szenen wirken zum Teil klischeehaft. Auch ist nicht ganz nachvollziehbar, warum zwar eine ganze Reihe von Historikern, wie Brigitte Studer, Rudolf Jaun oder Bernard Degen, zu Wort kommt, jedoch immer nur in kurzen Ausschnitten, die eine differen­zierte Betrachtungsweise kaum zulassen. Schnelle Schnitte, kurze Szenen zeichnen zwar aktuelles Fernsehen aus, aber nicht zwingend eine gute Dokumenta­tion.

Generalstreik 1918
Regie: Daniel von Aarburg
CH 2017, 90 Minuten
Do, 8.2., 20.05 SRF 1