Vor 60 Jahren realisierte der französische Regisseur Alain Resnais einen Film, der vielen nicht genehm war. «Nuit et brouillard» («Nacht und Nebel») war für das Filmfestival von Cannes ausgewählt. Die deutsche Bundesregierung wollte die Aufführung mit einer Protestnote verhindern. Ein Jahrzehnt nach Kriegsende sei es zu früh für die Verbreitung eines solch schlechten Bildes der Deutschen, lautete die Begründung. 

Aber es regte sich Gegenprotest: Namhafte deutsche Schriftsteller – von Heinrich Böll über Wolfgang Hildesheimer bis Alfred Andersch – setzten sich für den Film ein. Schliesslich wurde «Nuit et brouillard» ausserhalb des offiziellen Programms in Cannes gezeigt.

Der Film ist ein dokumentarischer Essay zum Holocaust, ein kurzer, aber umso eindringlicherer Streifen von gut einer halben Stunde Dauer. Zu sehen sind Aufnahmen aus den KZs, welche die Alliierten bei der Befreiung 1945 gemacht hatten. Dazu kommen bewegte Bilder und Fotografien aus Nazi-Deutschland. Resnais hat zusätzlich das leere KZ Auschwitz (in Farbe) gefilmt und das Material zu einem dichten Ganzen montiert. 

Das Publikum wird mit Bildern des unfassbaren Grauens konfrontiert. Der französische Schriftsteller und ehemalige Lagerinsasse Jean Cayrol verfasste einen bitteren Kommentar. Eine deutsche Nachdichtung stammt von Paul Celan, auch er ein Holocaust-Überlebender. Die stimmige Musik komponierte Hanns Eisler.

Das Booklet der zweisprachigen DVD-Edition enthält einen Text von Regisseur Volker Schlöndorff, Anmerkungen von Alain Resnais und den kompletten Kommentar von Paul Celan.

DVD
Nuit et brouillard
(Nacht und Nebel)
Regie: Alain Resnais
F 1955, DVD 
31 Minuten, F/D
(Arte Edition/absolut Medien 2015).