Er ist in Westfalen geboren, im Glarnerland aufgewachsen und bereichert die Schweizer Literatur seit gut 20 Jahren mit originellen Texten. Dass Tim Krohn ans «Wettlesen» nach Klagenfurt reist, ist längst überfällig. Aufgefallen ist der heute 50-jährige Autor 1998 mit seinem Roman «Quatemberkinder und wie das Vreneli die Gletscher brünnen machte». Genauso opulent-verspielt wie dieser Titel liest sich das ganze Buch, das die Glarner Sagenwelt rund um das Schneefeld «Vrenelis Gärtli» auf dem Glärnisch zum Leben erweckt.

Vreneli verdreht dem Bauernbuben Melk den Kopf und die Sinne. Mit pubertären Streichen und hexenhaftem Schabernack treibt es den Melk über die gächen Alpen und durch die engen Täler des Glarnerlandes, auf dass er des Vrenelis zeitlose Liebe erwidere. Krohn erzählt diese Ur-Geschichte in eigenem Tonfall: Seiner ohnehin melodiös-hüpfenden Sprache mischt er dialektale Wörter und Wendungen bei, womit er eine zauberhafte Mündlichkeit erreicht. Dieser damals neue Ton entzückte Publikum und Presse. Die deutsche «Zeit» jubilierte: «Chrüützgopfertami, das ist Kunst!»

Noch grösser war das Echo, als Tim Krohn 2007 mit «Vrenelis Gärtli» keine Fortsetzung, sondern die gleiche Geschichte aus der Perspektive von Vreneli vorlegte. Auch für «Der Geist am Berg» (2010) kehrte er nochmals in seine Kinderheimat zurück. Mittlerweile lebt Tim Krohn im Val Müstair. Ob er in Klagen­-furt dessen Berggeister herauf­beschwört?

Tim Krohn
«Quatemberkinder und wie das Vreneli die Gletscher brünnen machte»
Erstausgabe: 1998
Heute erhältlich als Diogenes-Taschenbuch.

Lesung: Ingeborg-Bachmann-Preis www.bachmannpreis.eu