«Wenn ich Musik machen könnte, würde ich keine Gedichte machen – oder nur ganz nebenbei», sagte der österreichische Dichter Ernst Jandl einst in einem Interview. Ein Geständnis, das ihm alle glauben. Nur schon das Lesen und Nachhören seiner Gedichte machen deutlich, wie sehr sich Jandl von Melodie und Rhythmus leiten liess.

Geradezu besessen war er von Jazz, dem er in seinem «Ersten Sonett» seine Liebe erklärte als einer jener 
«… dichter, die nie beim jazz in ruhe bleiben / sondern es mit den beinen treiben …». Verwunderlich daher, dass der lebenslange Wiener (1925–2000) erst auf seine Alterskarriere hin mit Jazzern wie Dieter Glawischnig, Mathias Rüegg oder Lauren Newton auftrat.

«Jazz me if you can»

Auch Christian Muthspiel ist Jandls Aufforderung «Jazz me if you can» (im Gedicht «Drottl») nachgekommen: Noch zu Lebzeiten des Dichters war er mit diesem auf Tour, vor allem aber mit seiner postumen Hommage «für und mit ernst». Das 2008 auf CD ­erschienene Programm macht die Wechselwirkung – Jandl hätte wohl von einer Wechserwilkung gesprochen – zwischen Wort und Musik erlebbar.

Muthspiel montierte 20 Gedichte Jandls zu einer Klangsuite, indem er sie zum einen musikalisch durchsetzte, aber auch sampelte und loopte. So wurde Jandl zum Rapper, seine Wörter und Silben wurden zu melodischen Themen, seine Stimmbänder zu bespielbaren Saiten.

Dieses Jahr wäre Jandl 90 geworden, und sein Todestag jährt sich zum 15. Mal. Grund genug für Multiinstrumentalist Muthspiel, mit seinem Jandl-Programm eine kleine Tournee zu machen – mit Stationen in Basel und dem vorarlbergischen Dornbirn.

CD
Christian Muthspiel Ernst Jandl
für und mit ernst
(edge/Universal 2008).

Konzerte
Do, 22.10., 20.00 Jazzcampus Basel
Do, 19.11., 20.30 Spielboden Dornbirn (A)