Hessische Provinz 1969. Drei Jugendliche rasen in einem alten NSU Prinz-Wagen der Polizei davon: «Wo ist die Waffe?» «Die ist nicht geladen.» «Wie, nicht geladen?» «Kein Wasser drin.» «Wasser?» «Das ist meine Wasserpistole.» «Sag mal, spinnst du? Wo ist denn die Erbsenpistole?» 

Mit dieser Episode beginnt das Hörspiel «Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969». Verfasser ist der Autor Frank Witzel; er ist ein Multitalent – neben dem Schreiben zeichnet er und komponiert Musik. So auch für die Hörspielfassung seines gleichnamigen, 800-seitigen Romans, an dem er 15 Jahre lang schrieb. 

Im Zentrum steht ein Junge, der sich erinnert – oder fantasiert. Er träumt von den Terroristen der RAF, nur anders: Andreas Baader ein Ritter, Gudrun Ensslin Indianerin, die auf dem Ku’damm tanzt. Doch wen sucht die Kriminalpolizei? Die Fahndungsbilder im Fernsehen zeigen seine Freunde Claudia, Bernd und – ihn selbst! 

Das 100-minütige Hörspiel von Frank Witzel und Regisseur Leonhard Koppelmann ist bipolar: Schrille Verfolgungsjagden unterbrechen melancholisches Sinnieren, und höchstens die Musik kündigt radikale Stimmungswechsel an – eine Ahnung vom Inneren der bundesrepublikanischen Flegeljahre. Mehr Erklärung braucht es nicht, es ist wie im Leben: «Die entscheidenden Dinge bleiben immer ungesagt.»

Radio Bayern 2 

Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969
Hörspiel von Frank Witzel 

Regie: Leonhard Koppelmann 
Sa, 25.6., 15.05 

Die Entstehung des Hörspiels: Ein Abend mit Frank Witzel 
Regie: Katarina Agathos
Fr, 24.6., 21.05