Jón sitzt mit einem Fernschreiben in der Hand niedergeschlagen in seiner Hamburger Wohnung. «Ich gehe nach Hause. Meine Mutter liegt im Sterben», sagt er zu seiner Freundin und ist in Gedanken bereits auf dem Weg nach Island. 

Als er in Reykjavik ankommt, stürmt es wie so häufig. «Diese Insel weist die Menschen ab, gönnt nur Seevögeln und Fischen ein behagliches Leben (…) die Isländer haben hier eigentlich gar nichts verloren.» Auf dem Bauernhof seiner Eltern wird er von Tante Rósa kühl empfangen: «Du hast lange auf dich warten lassen, Bub.» Vor drei Jahren hatte er die karge Mückenseegegend im Norden der Insel verlassen, um in Hamburg Medizin zu studieren. 
 
Auf Jón kommt nun einiges zu: Der Verlust seiner Mutter, das harte Leben auf dem ab­geschiedenen Hof, die abweisende Art seiner Tante und ein verhängnisvoller Knochenfund. Jón beginnt, in der Vergangenheit zu graben. Dabei stellt sich heraus, dass ihm die Wahrheit über den Tod seines Vaters verschwiegen wurde. Als er dieser näher kommt, erinnert er sich an eine Geschichte über einen Soldaten, der in Wahrheit gar keiner war … 

Joachim B. Schmidt hat seinen berührenden Roman mit vielen Details zu Landschaft und Leuten ausgeschmückt und lässt damit die eigene Leidenschaft für seine karge Wahlheimat einfliessen. Er ist im bündnerischen Cazis aufgewachsen und lebt nun mit seiner Familie in Island, wo er als Autor und Gelegenheitsjournalist tätig ist. Wie die Hauptfigur seines aktuellen Romans, stammt auch er aus einer Bauernfamilie. Vor einem Jahr ist sein erster Island-Roman «In Küstennähe» erschienen.

Joachim B. Schmidt
«Am Tisch sitzt ein Soldat»
340 Seiten
(Landverlag 2014).