Der «Bogen F» unter dem Eisenbahn-Viadukt in Zürich-West zählt zu den eher kleinen, aber stimmungsvollen Kulturlokalen Zürichs. Es gibt Lesungen und Ausstellungen. Vor allem hat sich das schmucke Gemäuer zu einem der wichtigsten Locations der Zürcher Indierockszene entwickelt. Bald gibt es dort aber Musik der gänzlich anderen Art: Das Gamut Kollektiv lädt zur Premiere seines gleichnamigen Festivals für forschende und experimentierende Bands.

Die acht Jazzer und Studierenden aus dem Umfeld der Hochschule der Künste ZHdK sind Anfang 20 und haben sich vor einigen Monaten erst zusammengetan, um einen «Nährboden für Ideen, Experimente und Prozesse» zu bieten. «Für Musik also, bei der man als Zuhörer nicht immer weiss, was einen erwartet», erklärt Gamut-Sprecher und Altosaxer Tapiwa Svosve. Ein wichtiger Teil des Konzeptes sei, diese Musik an Orte zu bringen, wo sie sonst nicht gespielt wird. «Das Bogen-F-Team hat extrem offene Ohren», freut sich Svosve über die anstehende Kooperation, von der sich die Gamut-Leute ein durchmischtes Publikum versprechen.

Eigene Ideen

Sechs Konzerte stehen zur Festival-Premiere an. Den Auftakt bestreitet das Gamut Kollektiv selbst mit einem eigens komponierten Programm «voller Interaktion und Spontaneität». Aus Berlin reist Saxer Philipp Gropper, aus New York der Salzburger Pianist Elias Stemeseder an: zwei junge, höchst aktive Aufmischer bestehender Grossstadt-Szenen. Aus Zürich spielt das Trio INKlings auf: drei Frauen, die mit Stimmen, Instrumenten und Elektronik ungewohnte Klangräume öffnen.

Mit Posaunist Silvio Cadotsch und dem Perkussionisten-Duo Vincent Glanzman/Gerry Hemingway haben die jungen Festivalveranstalter gestandene Jazzer geladen, die seit jeher praktizieren, was ihnen selbst vorschwebt. Inspirieren liessen sich die Gamut-Leute übrigens von der Jazzwerkstatt-Bewegung. Diese hat in Städten wie Wien, Berlin und Graz, aber auch in Bern Plattformen und Festivals für musikalische Experimente und Begegnungen geschaffen. 2010 und 2011 gab es auch eine Jazzwerkstatt Zürich. «Wir alle sind von den damals mitwirkenden Musikern unglaublich beeinflusst», sagt Tapiwa Svosve. «Gamut aber ist keine Jazzwerkstatt.02, wir haben eigene Ideen.»   

Gamut Festival
Fr/Sa, 9.9./10.9., jew. 20.30 Bogen F Zürich 
www.gamutkollektiv.com