Eine Beziehungskiste
Der junge Ostschweizer Dokfilmer Ramòn Giger versucht mit «Karma Shadub», sich seinem berühmten Vater Paul anzunähern.
Inhalt
Kulturtipp 25/2013
Frank von Niederhäusern
Am Anfang stand der Wunsch des Musikers an den Dokfilmer. Paul Giger bat seinen Sohn Ramòn, die Umsetzung seiner Komposition «Karma Shadub» von 1982 als Musikperformance für die St. Galler Festspiele 2011 filmisch zu begleiten. Ramòn willigte ein, merkte aber bald, dass der väterliche Wunsch an klare Erwartungen geknüpft war. Geiger Giger, ein Star des experimentellen Violinspiels und freigeistiger Komponist, hatte einen Film in der Mac...
Am Anfang stand der Wunsch des Musikers an den Dokfilmer. Paul Giger bat seinen Sohn Ramòn, die Umsetzung seiner Komposition «Karma Shadub» von 1982 als Musikperformance für die St. Galler Festspiele 2011 filmisch zu begleiten. Ramòn willigte ein, merkte aber bald, dass der väterliche Wunsch an klare Erwartungen geknüpft war. Geiger Giger, ein Star des experimentellen Violinspiels und freigeistiger Komponist, hatte einen Film in der Machart des Megahits «Rhythm Is It» vor Augen – mit seinem Genius im Zentrum.
Da kam Ramòn die Idee, nicht nur die Performance zu thematisieren, sondern den Vater – und seine eigene, höchst schwierige Beziehung zu ihm. Nun rebellierte der Vater und empfahl seinem Sohn, für die Produktion keine Filmfördergelder, sondern Therapiebeiträge bei der IV zu beantragen. Mit diesem entscheidenden Telefongespräch beginnt der Film, der dann doch im Sinne des Sohnes zustande gekommen ist. «Ich gebe nicht auf», kontert Ramòn seinem Vater einmal, als dieser – wie mehrmals mitzuerleben – die Zusammenarbeit für beendet erklärt.
Den Weg suchen
Doch nicht nur Paul Giger (60) zeigt sich als Mimose, auch Ramòn (29) macht es seinem Vater nicht immer einfach. «Ich will unsere Beziehung klären und einen Weg zu ihm finden», klagt er seiner Mutter Ursina, die von Paul verlassen worden ist. «Er ist er», sagt die Mutter, «und du musst schauen, wo dein Platz ist.»
«Karma Shadub» ist tibetanisch und bedeutet «tanzender Stern». Paul Giger hat das Musikstück zur Geburt von Ramòn geschrieben. Es verleiht dem Film nicht nur den Titel, sondern den roten Faden. Denn Filmer Giger hat den Wunsch des Musikers Giger erfüllt. Die Vorbereitungen zur Aufführung sind höchst interessant, und Gigers Musik geradezu umwerfend! Eigentliches Thema des Filmes ist aber die vertrackte Beziehung von Paul und Ramòn Giger. Ihre Klärung zieht sich allerdings in die Länge. Das Schlüsselwort am Schluss sei nicht verraten – es ist buchstäblich erlösend.
Karma Shadub
Regie: Ramòn Giger
Ab Do, 12.12., im Kino