Zielsicher wählt Dominik Muheim in der Gelateria seine Sorten: die Klassiker Schoggi und Fior di Latte. «Da ich auf der Bühne immer wieder aus der Komfortzone raus muss, mag ich im Alltag die sicheren Werte», lacht der Basler.
Und mit Glace startet er bald auch zur Schweizer Tournee. «Der Programmtitel ‹Soft Ice› löst bei vielen Kindheitserinnerungen aus. Und es ist ein spannendes Wort, weil man es unterschiedlich interpretieren kann, etwa auch mit der Klimakrise», sagt er beim Spaziergang mit dem Cornet in der Hand Richtung Rheinufer.
Humor – ein Notfallschirm in allen Lebenslagen
Und schon ist man mittendrin in Muheims Wortwelt. In seinen Geschichten zielt er nicht nur auf die Pointen. Wortwitz und Doppelbödigkeit sind ihm eben so wichtig, und so finden auch politische Themen Platz. Seine Anekdote aus der Schulzeit, als er als neutraler Peacemaker zwischen zwei Streithähnen vermitteln sollte und das in einer Schlägerei ausartete, lässt sich genauso als Kommentar zur Schweizer Neutralität lesen. «Ich lasse mich gerne von Alltagserlebnissen inspirieren und suche dann in den kleinen Momenten das Grosse.»
Seine Programme vergleicht er mit einem Wimmelbild: «Man kann ganz Unterschiedliches darin entdecken.» Seinen Humor und sein Talent zum Geschichtenerzählen hat er schon früh am Familientisch in Reigoldswil im Baselbiet entdeckt. Und beides konnte er auch bestens in seinem ersten Beruf als Primarlehrer nutzen, bevor er zum Vollzeitkabarettisten wurde. «Humor ist ein Notfallschirm in allen Lebenslagen», findet er. In «Soft Ice» widmet er sich nun einem Biotop, in dem sich diverse Menschen und Meinungen tummeln: einer Hochzeitsgesellschaft.
«Es geht um Freundschaft, Liebe und den Umgang mit Krisen. Dabei betätige ich mich als ‹Tätschmeister› und halte die Hochzeitsrede, in der ich das Soft Ice als Metapher für die Liebe nehme – was sich als Fettnäpfchen erweist ...»
Dass das Scheitern zum Mensch und Künstlersein gehört, hat er bereits früh auf Poetry-Slam-Bühnen gelernt, wo durch die direkten Reaktionen schnell klar wird, welche Texte funktionieren. Inzwischen ist er fünffacher Poetry-Slam Schweizer-Meister – und hat vor Auftritten keine schlaflosen Nächte mehr.
Ausser wenn der Salzburger Stier, der «Kabarett Oscar», winkt. Vor der Preisverleihung sei er sehr nervös gewesen, weil er auf Hochdeutsch performen musste. Mit den ein gestreuten schweizerdeutschen Wortspielereien hatte er das Publikum aber bald im Sack – und es folgten gar Anfragen von deutschen Veranstaltern. Der Stier sitze nun zur Motivation über seinem Schreibtisch, erzählt er, während er versucht, die tropfende Schoggiglace mit einem letzten Bissen zu bewältigen.
Nachtcafé-Talk mit Muheim
Do, 5.9., 20.00
Cheesmeyer Sissach BL
Soft Ice
Premiere: Fr, 20.9., 20.00
Theater Palazzo Liestal BL
Dominik Muheims Kulturtipps
Spoken-Word-Konzert
Dill & Kraut – Gegen den Glanz
«Dill & Kraut setzen ein Zeichen ‹Gegen den Glanz› und tanzen über den Abgründen des zivilisatorischen Alltags. Daniela Dills Texte entlarven genüsslich die Kleinbürgerlichkeit, während die Band sie mit Schepperorgel, E-Gitarre und Plastikflöte begleitet. Der Wahnsinn!»
Tourneedaten: www.dillundkraut.ch
Festival
Arosa Mundartfestival
«Das Festival verbindet unterschiedlichste Genres und Generationen der Mundartszene. Die Stimmung ist jeweils unvergleichlich familiär und herzlich.»
Do, 3.10.–So, 6.10.
Lese-Show
Valerio Moser – Ein Tablett voll glitzernder Snapshots
«Valerio Moser schrieb ein Jahr lang jeden Tag einen Kurztext. Daraus entstand eines der witzigsten Bücher, die ich je gelesen habe, und eine einzigartige Show.»
Di, 22.10., 20.00
La Cappella Bern