Litauische Klänge zum Singen bringen
Erstaunlich, was die Deutsche Grammophon ihrem neuen Aushängeschild Mirga Grazinyte-Tyla erlaubt. Kaum ist die 33-jährige Li­tauerin im Boot, spielt sie eine CD mit Werken der 1975 geborenen Komponistin Raminta Serk­snyte ein. Auch wenn die Kompositionen ihrer Landsfrau über weite Ebenen tonal sind, ist diese Musik schwieriger als jene des ­Esten Arvo Pärt, des Übervaters der zeitgenössischen baltischen Musik. Serksnyte ist angriffiger und emotional schärfer. Zwei Werke für Streichorchester und die Lieder von der Abend- und der Morgenröte geben ­einen äus­serst stimmigen Einblick in die grosse Kunst dieser zwei Frauen. Grazinyte-­Tyla und die Kamerata Baltica kennen diese Klänge, wissen, wie sie zum Singen gebracht werden können. Am Sa, 23.5., tritt die Dirigentin mit ihrem Orchester aus Birmingham in Lugano auf: Auf dem Programm steht unter anderem «De profundis» von Serksnyte.

Mirga Grazinyte-Tyla
Works by Raminta 
Serksnyte
(DGG 1 CD/1 DVD 2019)