Die Zarin der Barockmusik
Diven kommen, Diven gehen – Cecilia Bartoli bleibt. Die 48-jährige Römerin hat aus ihren Mängeln eine eigene Kunst geboren. Ihr Singen kumuliert im Ausdruck: Leiden, Lachen und Weinen sind bei ihr Klang geworden. Doch auch in diesem Barockalbum hören wir zuerst die Schattenseiten dieser Stimme. Schon in der zweiten Arie fragt man sich: Ist das Gesang oder eher gurgelnd-tremolierende Ausdrucksmalerei, in der ein Schrei zum Gestaltungsmittel wird? 

Wie dem auch sei: Man lauscht hoch konzentriert, denn Bartoli interpretiert auf dieser CD unbekannte Komponisten wie Francesco Araja, Hermann Raupach oder Vincenzo Manfredini. Allesamt wurden sie vom Rubel nach Sankt Peterburg gelockt, wo die Italiener ab 1730 am Zaren-Hof arbeiteten und bald russische Opernlibretti vertonten. Auch daran wagt sich die Bartoli und singt tatsächlich italienische Musik auf Russisch.