Eine frohe Botschaft für alle Wolf-Haas-Fans: Ex-Detektiv Brenner ist nach acht Jahren wieder im Einsatz! Inzwischen arbeitet er als «Mistler», wie es im ­österreichischen Dialekt heisst, auf der Mülldeponie und widmet sich dem «Müllbuddhismus». Natürlich landet dort schon bald ein – nicht korrekt entsorgter – zerlegter Toter. «Knie in Wanne 4, da kannst du von einem Kreislauf nur träumen. Menschliches Knie wäre, wenn schon, Biomüll. Wanne 19. Oder zur Not, zur äussersten Not von mir aus Kompost.» So makaber wie immer geht es auch im neunten Fall zu und her, begleitet von einer launig kommentierenden Erzählerstimme, welche die Leser direkt anspricht.

In seinem unvergleichlichen Tonfall mit verknappten Sätzen und originellen Wortkreationen erzählt Wolf Haas einmal mehr, wie sich sein knorriger Brenner im Leben durchwurstelt – und nebenbei einen Fall löst, der auch Fragen zum Organhandel aufwirft. Denn je nach Land sind die rechtlichen Bestimmungen zur Organentnahme am Lebensende unterschiedlich. Die Schweiz stimmt darüber im Mai ab, im Brenner-Krimi gehts zum rasenden Showdown an die Grenze zwischen Österreich und Deutschland. «Müll» ist geist­reiche Unterhaltung mit tiefschwarzem Humor, anarchistischer Lebensphilosophie und einer filmreifen Szenerie: Im Kopf hat man beim Lesen bereits die nächste Brenner-Verfilmung mit dem österreichischen Kabarettisten Josef Hader, der den ermittelnden Antihelden ­jeweils wunderbar stoisch mit leidender Miene darstellt.

Buch
Wolf Haas 
Müll
288 Seiten
(Hoffmann und Campe 2022)