Sie baut sich seit Jahren ihr eigenes Krimi-Imperium auf. Gleich stapelweise lässt Silvia Götschi ermitteln: in Engelberg und Interlaken, im Muotatal und Mattawald, auf Bürgenstock und Jakobshorn. Wer das neue Buch der Stanser Vielschreiberin in Davos liest, ist direkt am Tatort und weiss: Das Hotel Grischa, in dem sich das Geschehen bündelt, steht tatsächlich gleich beim Bahnhof. An der Schatzalp­strasse finden sich wirklich einige edle Villen, und der Biketrail von der Ischalp ­hinab ins Sertigtal ist wahrhaft steil.

Diese Realitätsbezüge verleihen den Götschi-Krimis jene Authentizität, die den Leser zum Schaulustigen macht. Entsprechend werden sie zu Bestsellern; «Davosblues» liegt in der lokalen Buchhandlung ebenso prominent auf wie in weiteren Schaufenstern und zahlreichen Hotellobbys. Wer aber versucht, das Buch tatsächlich und ernsthaft zu lesen, merkt bald: Recherchen vor Ort machen noch kein gutes Buch aus. Götschi erzählt ihre Geschichte um einen seltsamen Bike-Unfall, einen vergif­teten Saxofonisten und eine verwesende Leiche derart plauderhaft, dass man alles – aber wirklich alles – über die vielen Protagonisten und unzähligen Nebenfiguren erfährt. Die Handelnden wechseln oft mitten im Dialog ihre Haltung oder Meinung, sprachlich hechtet sich die Autorin von Helvetismus zu Stilblüte und zurück. Zur Lösung des mehrfach vertrackten Falles braucht das Detektivpaar von Wirth/Hardegger stolze 330 Seiten. Ein Buch also für end­los lange Ferien in Davos.

Buch
Silvia Götschi 
Davosblues
330 Seiten
(Emons 2021)