Wie das wohl ausgeht, wenn die «Zuckerwatten-Feministin» Barbie aus dem knallpinken KinoBlockbuster auf die katholische Kirche trifft? Anet Corti, die sich diese skurrile Szenerie ausgedacht hat, will nicht zu viel verraten. Aber sie hat schon einige Ideen für ihren Part im satirischen Jahresrückblick «Bundesordner», der mit verschiedenen Comedians in Winterthur startet und dann auf Tournee geht. 2023 war zwar mit Krieg, Krankheiten und Klimawandel etwa so rosig wie das Jahr davor.
Und manchmal bleibt auch der Humor-Fraktion der Witz im Hals stecken: «Einiges wie etwa der Nahostkonflikt lässt sich nicht satirisch aufgreifen – schon gar nicht aus unserer privilegierten Ecke heraus. Das wäre nur zynisch», sagt Corti. Trotzdem soll der Krieg im «Bundesordner» nicht ganz unterschlagen werden. «Und wenn es nur darum geht, dass wir in der heilen Schweiz nicht wissen, wie darüber reden.»
Zum Glück gibt es vom vergangenen Jahr auch weniger Düsteres zu berichten: Eine verlorene Werkzeugtasche im All, 50 Jahre Sesamstrasse, Prince Charles’ Krönung und die Bundesratswahlen liefern schönen Satire-Stoff, ist Corti überzeugt. Die 54-jährige Baslerin, die in Zürich lebt, ist zwar gerade erst von der Grippe genesen, sprudelt aber bereits wieder vor Einfällen.
Und wenn sie von einer Idee erzählt, die sie etwa zum Thema «Rechtsrutsch in Europa» umsetzen will, schlüpft sie zuweilen gleich in eine ihrer Figuren: zum Beispiel, wenn sie «Die haarsträubenden Fälle der Giorgia Meloni» – frei nach dem SRF-Kult-Hörspiel – ganz in der raubeinigen Detektiv-MaloneyManier nachahmt. Meloni und der kürzlich verstorbene Haudegen Silvio Berlusconi haben ihren Auftritt im «Bundesordner», aber auch beim Arosa Humorfestival und in der TVÜbertragung auf SRF, wo Corti eine Kostprobe gibt.
Anet Corti, die sich selbst in die Schublade «komödiantisches satirisches Theater» steckt, hat ihr Handwerk an der Scuola Teatro Dimitri gelernt. Die oft clownesken Figuren wie die schusselige Sekretärin Betty Böhni und technische Spielereien zeichnen ihre vier Soloprogramme aus. Mit ihren satirischen Beobachtungen zu Fake News, künstlicher Intelligenz oder zum ganz normalen Bürowahnsinn ist sie stets nah dran an der heutigen Zeit. Und was bringt 2024? Sie schreibe an einem neuen Soloprogramm, verrät Corti.
Und mit ihrer Show «Echt?» über das Spiel mit der Wahrheit wird sie weiterhin auf Tournee gehen. «Das Thema Verschwörungstheorien bleibt ja auch nach der Pandemie aktuell.» Und seit vielen Jahren gibts ihren Evergreen: die meist ausverkaufte BingoShow zusammen mit Komiker Beat Schlatter, wo dem Publikum schräge Preise winken. Wer möchte nicht eine persönliche Begrüssung über Lautsprecher in einem VBZ-Tram oder eine Hotelübernachtung inklusive einer am Bett vorgelesenen Gutenachtgeschichte gewinnen?!
Arosa Humorfestival – Best-of
So, 7.1. / So, 14.1., jew. 21.40 SRF 1
Bundesordner
Premiere: Do, 11.1., 20.00
Casinotheater Winterthur
Bingo-Show!
Mo, 22.1., 20.00
Bernhard Theater Zürich
www.anetcorti.ch
Anet Cortis Kulturtipps
Theater
«Abschweifer»
von Christof Wolfisberg
«Ich bin begeistert von diesem raffinierten Theaterstück. Wolfisberg führt sich selbst und das Publikum in die Irre. Das ist magisch und macht Spass!»
Fr/Sa, 12.1./13.1., 20.00
Theater Ticino Wädenswil ZH
Buch
Marjane Satrapi: Frau, Leben, Freiheit (Rowohlt 2023)
«Dieser Comic-Sammelband ist ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini erschienen. Die Texte und Bilder von Exil-Iranern und Comiczeichnerinnen berühren und geben einen tiefen Einblick in die iranische Gesellschaft.»
Musik
Züri West: «Loch dür Zyt»
«Wunderbar poetische Texte, Geschichten, zum Weinen schön. Unbedingt die CD kaufen. Es tut gut, Züri West in den Händen zu halten!»