«Staubleser» ist Alfred bereits seit seinen Lehrjahren. Als Junger hatte er den Beruf von seinem Meister gelernt beim Räumen von Hinterlassenschaften: «Staubschichten in länger leer gestandenen Wohnungen sind für den Erfahrenen genauso zu lesen wie Gesteinsformationen für Geologen.» Und: «Alfred hatte über Jahre eine derartige Expertise im Umgang mit Staub entwickelt, dass er sich in völlig verstaubten Umgebungen bewegen konnte, ohne dass nachher Staub an ihm haftete. Es war wie eine zweite Natur.»

Der «Staubaufwirbler»

Alfred ist als Antiquitätenhändler der Schönheit von alten Objekten zugetan. Und er liebt die Schönheit der Frauen. Ansonsten gestaltet sich sein Leben beschaulich. Mitten in Wien hat er sein Geschäft mit einer treuen Kundschaft. Da kommt es zu Aufregungen wegen seiner erotischen Verbindung mit einer reiferen Dame aus den gehobenen Kreisen – und durch eine Verbandelung mit deren Tochter. Die noble Wiener Gesellschaft ahndet sein ungebührliches Verhalten. Unverhohlen offenbaren sich anti­semitische Tendenzen, wenn jüdische Spuren in Alfreds ­Biografie gegen ihn verwendet werden. Eines Tages beauftragt eine alte Dame aus den USA den Kunstsachverständigen mit einer brisanten Bildersuche. Er soll ein Stück Raubkunst ausfindig machen. Die folgenden dramatischen Ereignisse machen aus dem «Staubleser» einen «Staubaufwirbler».

Das Buch ist eine Mischung aus Kunst-Krimi, Liebesgeschichte, Gesellschaftsroman und Reflexion über Vergänglichkeit. Brainin bringt Verstaubtes lebendig ans literarische Licht.   

Josef Brainin
«Der Staubleser»
295 Seiten
(Braumüller 2013).