«Er ist von Natur gut, was man so nennt, und obendrein ist er ein gebranntes Kind und fürchtet das Feuer. Und wie er in die Welt geht, siehe da, er will anständig sein, er will die Gesetze dieser Welt, wie er sie sich denkt, ehrlich und treu ausführen, – und – es – geht nicht!» Das schrieb der Autor Alfred Döblin zum Protagonisten Franz Biberkopf seines modernen Grossstadtromans «Berlin Alexanderplatz» (1929). Von Döblins Buch war Rainer Werner Fassbinder seit seinem 14. Lebensjahr fasziniert. Später hegte er den jahrelangen Traum einer Döblin-Verfilmung. Im Juni 1979 war es dann so weit: In den Münchner  Bavaria-Ateliers begannen die Dreharbeiten. Von den budgetierten über 200 Drehtagen brauchten Fassbinder und seine Crew nur 154. Das Resultat waren fünfzehneinhalb Stunden Film, die als bisher teuerste deutsche TV-Produktion 13 Millionen Mark kosteten.

Fassbinder adaptierte den Roman in 13 Folgen. Zusätzlich schrieb er einen eigenen zweistündigen Epilog («Mein Traum vom Traum des Franz Biberkopf»). «Berlin Alexanderplatz» ist zum TV-Ereignis geworden. Das Mammutprojekt bleibt nicht einfach nur quantitativ beachtlich. Es besitzt künstlerische Grösse und gilt als eines der besten Fassbinder-Werke.

Im Juni gedachte man mit Hommagen und Filmreihen Fassbinders 30. Todestag. Unter den ausgewählten Filmen des produktivsten deutschen Filmemachers (1945–1982) fehlte ausgerechnet dessen Opus magnum. Eigentlich hatte sich Fassbinder damals gewünscht, dass die einzelnen Folgen von «Berlin Alexanderplatz» in einem dichteren Takt als der wöchentlichen TV-Ausstrahlung zu sehen sein sollten. Das ist mit der 2006 restaurierten Fassung der DVD-Edition nun möglich.


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«Berlin Alexanderplatz»
Regie: Rainer
Werner Fassbinder
D 1980, 900 Min.
6 DVDs, inkl.
Bonusmaterial
(Arthaus 2010).
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