Gegenwärtig tauchen Filme wie «A Royal Affair» und «Les adieux à la Reine» in die Welt des 18. Jahrhunderts ein. Der legendäre Historienfilm «Napoléon» von Abel Gance aus dem Jahr 1927 ist bereits selber Filmhistorie.

«Napoléon» ist ein grosses filmisches Feuerwerk, ein Bilderrausch, wie man ihn noch nie gesehen hat. Der französische Regisseur Abel Gance (1889–1981) verlieh der Kamera Flügel: Er montierte sie auf den Rücken ­eines Pferdes, hängte sie an ein riesiges Pendel schnallte sie ­einem Schauspieler vor die Brust, setzte sie auf Velos, Autos, Schlitten – man nannte dies später «die entfesselte Kamera». Passagenweise nutzte Gance seine Erfindung «Polyvision», wo sich die Leinwand zum Triptychon weitet, mit drei parallelen Projektionen. Sie können ein einziges grosses Panoramabild ergeben oder drei einzelne Bildfelder.

All dies zum Lobe des Kaisers. Bonapartes Jugend, die Französische Revolution, der italienische Feldzug – dafür reichte das Geld; für nur einen von geplanten sechs Filmen. Bonaparte wird glorifiziert und romantisch verklärt. Er erscheint heldenhaft als Retter des Vaterlandes.

Die sechseinhalb Stunden des Originals von 1927 wurden bald zerstückelt. Erst Jahrzehnte später hat der englische Filmhistoriker Kevin Brownlow «Napo­léon» teilweise rekonstruieren können. Gance-Fan Francis Ford Coppola benutzte dessen Fassung und liess seinen Vater Carmine Coppola einen neuen Soundtrack komponieren. Erst jetzt gibt es diese Fassung von 1981 auf DVD.


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«Napoléon»
Abel Gance
F 1927, 222 Minuten
2 DVDs, Bonus: Booklet
(Arthaus 2012).
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