Eine Frau zwischen zwei Männern – beide sind der Gewalt verfallen. Die schottische Autorin A.L. Kennedy hat sich diese düstere Dreiecksgeschichte ausgedacht und zu einem feinfühligen Beziehungsdrama ausgebaut. Die Romanverfilmung «Gleissendes Glück» von Regisseur Sven Taddicken war diesen Herbst im Kino zu sehen.

Den Traummann liefert nicht Gott, sondern BBC

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die kindlich religiöse Glasgowerin Helen Brindle. Sie ist mit einem üblen Burschen verheiratet, einem Peiniger, der sie unterdrückt. Mrs Brindle flüchtet sich in ihr Verhältnis zu Gott, der ihr doch einen Liebhaber bescheren möge – und leidet unter fürchterlichen Gewissensbissen. Aber nicht der Allmächtige schickt ihr den Traummann, sondern das Fernsehprogramm der BBC. Edward E. Gluck ist ein Professor, ein attraktiver Lebensberater, der das Herz seines Publikums zu gewinnen vermag – und auch jenes seiner Zuschauerin Mrs Brindle. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und reist ihm an einen Kongress nach, wo sie ihn anzusprechen wagt. Eine zarte Beziehung entspannt sich zwischen dem ungleichen Paar. 

Doch der angehimmelte Professor Gluck trägt ein Geheimnis mit sich herum. Er schwelgt regelmässig in gewalttätigen Sexualfantasien. Mrs Brindle lässt sich davon nicht abschrecken. Denn sie hat zu sich selbst gefunden: «Helen gewöhnte sich an den Gedanken, dass sie gut sei und gute Dinge haben durfte. Sie verdiente nicht weniger als andere Menschen, die sie kannte.» Diese Einsicht, sollte man meinen, reiche dazu, eine gefestigte Beziehung zu führen. Als Leser fiebert man mit Mrs Brindle bis zum Schluss mit, auf dass sie ihr Glück finde. 

Buch
A.L. Kennedy 
«Gleissendes Glück» 
202 Seiten
Erstmals auf Deutsch erschienen: 2000
Heute erhältlich bei dtv.