Da lächelte Herr von Karajan. Und manch gebeutelter Orchestermusiker wird die junge ­Anne-Sophie Mutter um diese sanftmütige Geste des gestrengen Maestros beneidet haben. Im Dezember 1976 empfing der Jahrhundertdirigent das 13-jährige Wunderkind zum Vorspielen. Eine schicksalshafte Begegnung, die bereits kurz darauf Früchte trug. Die Einspielung von Mozarts Violinkonzerten Nr. 3 und 5 mit den Berliner Philharmonikern hat 1978 Geschichte geschrieben und ist bis heute erhältlich. Herbert von Karajan bezeichnete Mutter damals als «Genie an der Geige» und hat sie als ihr Mentor zur grossen Künstlerin gemacht.

Dass diese 40 Jahre später noch immer von den Ratschlägen ­ihres väterlichen Freundes zehrt und längst selbst als Mentorin wirkt, zeigt der Dokumentarfilm «Faszination Anne-Sophie Mutter» auf Arte. Die Filmerin Anca-Monica Pandelea hat die süddeutsche Musikerin ein Jahr lang begleitet: zu vielen Konzerten und noch mehr Proben, auf weiten Reisen und zu Begegnungen mit Stars oder Nachwuchstalenten.

Eindrücklich ist Mutters sympathische Mischung aus selbst­sicherem Auftreten und selbstlosem Engagement, die ihr Credo zum Ausdruck bringt: «Meine Gabe bedeutet auch Aufgabe.» An sich selbst stellt sie höchste Qualitätsansprüche. An ihre Stipendiaten freilich auch, doch sei ihr die «emotionale Haltung» beim Musizieren wichtiger als technische Perfektion, sagt sie im Film. Gerade diese «Oberflächlichkeit» wurde Anne-Sophie Mutter oft vorgeworfen.

Doch letztlich geht es ihr darum: «Dass Musik als Vehikel für Gutes in der Gesellschaft wirken kann.» Ein Wiederhören des Kinderstars Anne-Sophie Mutter lohnt sich ebenso wie ein Hinhören, wenn die gereifte Künstlerin spricht.    

Fernsehen
Faszination Anne-Sophie Mutter
Regie: Anca-Monica Pandelea
52 Minuten (ZDF 2015). So, 8.1., 23.20 Arte

CD
W.A. Mozart 
Violinkonzerte Nr. 3 u. 5 (DGG 1978/1985).