Seine Mimik war minimal. Während er seine Finger über die Tasten tanzen, flanieren und galoppieren liess, verzog Vladimir Horowitz keine Miene. Beim Schlussapplaus aber stand er – eine hagere Erscheinung – meist strahlend neben dem riesenhaft wirkenden Flügel, dem er eben den Meister gezeigt hatte.

Der 1903 in der Ukraine geborene Pianist wurde früh als Genie gefeiert. 1925 schon trat er in Berlin auf, wenig später in New York. Ab 1939 lebte er dort und wurde 1944 US-Bürger. Horowitz’ Spiel war technisch perfekt, seine Intonationen und Klangfarben changierten; oft spielte er dasselbe Werk kurz nacheinander gänzlich anders. Der pfiffige Exzentriker schreckte auch vor schwierigsten Werken nicht zurück. Eines seiner Bravourstücke war das 3. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow, bei dem selbst virtuose Pianisten einen Fingersalat riskieren.

Würdigungen auf Arte

Am 8. Januar 1978 trat er mit Rachmaninows Stück in der New Yorker Carnegie Hall auf. Eugene Ormandy dirigierte das New York Philharmonic Orchestra, die Plattenfirma RCA nahm das Konzert auf. Horowitz, damals Mitte 70, spielte das wuchtige Werk mit der Frische eines Jungtalentes. Elf Jahre später starb er 86-jährig in New York.

Arte und 3sat würdigen den Pianisten mit Beiträgen. Für ihren Porträtfilm «Horowitz – Der letzte Romantiker» besuchten die US-Filmer Albert und David Maysles Horowitz in seiner New Yorker Wohnung. Ihnen gelang es, den Künstler auch als Privatmenschen zu zeigen. Der Konzertfilm «Horowitz in Wien» zeigt eines seiner letzten Konzerte im Mai 1987: Im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins spielte er Werke von Mozart bis Skrjabin – und natürlich Rachmaninow. 3sat zeigt «Horowitz in Moskau» über die Rückkehr des Pianisten 1986 nach Russland.

CD
Rachmaninow 
Klavierkonzert Nr. 3 
Es spielt: Vladimir Horowitz 
(RCA/Sony 1993).

TV
Horowitz – der letzte Romantiker
Porträt von Albert und David Maysles
So, 14.12., 16.55 Arte

Horowitz in Wien Konzert 1987 
So, 14.12., 18.30 Arte

Horowitz in Moskau 
Sa, 20.12., 20.15 3sat