Ein Album für die Geschichtsbücher: Mit «Birth Of The Cool» schlug das geniale Jazzer-Gespann Miles Davis/Gil Evans 1949 die neuen, unerhörten Töne des Cool Jazz an. Der ­Albumtitel wurde zum Slogan einer ganzen Epoche und ist bis heute in aller Munde. Mit dabei in den New Yorker Studios war damals der 21-jährige Altsaxofonist Lee Konitz aus Chicago.

Ein Jahr nach dieser Aufnahme reiste Lee Konitz erstmals nach Europa, das ihm später zur zweiten Heimat wurde. Mit seinem trockenen Sound beeindruckte er die Jazzer in Europa und infizierte sie mit dem Cool-Virus. Konitz selbst wandte sich bald vom neuen Modejazz ab und experimentierte mit gleichgesinnten Kollegen. Er spezialisierte sich auf Duo-Konzerte und reiste immer wieder nach Europa; Ende der 60er-Jahre lebte er in Lörrach, später in Köln.

Der unermüdliche Klangforscher ging mit unzähligen Musikern auf Tourneen und ins ­Studio. Von seinen bis heute rund 150 Plattenaufnahmen sei «Crosscurrents» erwähnt. 1972 mit Lennie Tristano eingespielt, gilt es als erstes Jazz-Album mit Freier Improvisation.

Für Furore sorgte auch «Re-Birth Of The Cool», das Lee Konitz 1992 mit Gerry Mulligan aufnahm. ­Die beiden Saxer, die 1949/50 nebeneinander bei Miles Davis im Studio gestanden hatten, wagten sich an eine ­Wiederbelebung der damaligen Songs. Auch dieses Album lohnt ein Wiederhören, weil es die Songs von 1949 in der Jazzästhetik der 90er-Jahre zum Klingen bringt.

Lee Konitz gilt als einer der wichtigsten Altsaxofonisten der Jazzgeschichte. Am 13. Oktober wird er 85 Jahre alt, zehn Tage später gastiert er im Zürcher Moods.


[CD]
Miles Davis
Birth Of The Cool
(Capitol 1954).
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[CD]
Gerry Mulligan
Re-Birth Of The Cool
(GRP 1992).
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