Das titelgebende Schloss bleibt für den Helden K. unerreichbar: Im Auftrag der gräflichen Behörde kommt er in einer Winternacht als Landvermesser in ein Dorf, wo er feindselig empfangen wird. Keiner kann oder will ihm den Weg zum Schloss weisen. Sein Auftrag bleibt unklar. Man stellt ihm zwar die absurden, zwillingsähnlichen Gehilfen Jeremias und Artur zur Seite,
diese behindern ihn aber nur. Die undurchsichtigen, von ­der Schlossmacht bestimmten Dorfstrukturen durchschaut K. nicht. Je mehr er sich bemüht, desto mehr verstrickt er sich im bürokratischen Apparat.
In seinem letzten, unvollendeten Roman «Das Schloss» hat sich Kafka erneut mit einer ­undurchsichtigen, allmächtigen Behördeninstanz auseinandergesetzt. K.s vergebliche Bestrebungen, zu seinem Recht zu ­gelangen, erinnern an Franz Kafkas bekannten Roman «Der Process». Meisterhaft illustriert er das Winden und Suchen seiner Protagonisten in einer latent bedrohlichen Atmosphäre und die an einen Traum erinnernden, erfolglosen Bemühungen, vorwärtszukommen.  

Entstehung 1922

Die Entstehung der Romanfragmente von Januar bis August 1922 fällt in die Zeit, als Kafka bei der ihm verhassten Prager Arbeiter-Unfallversicherung wegen seiner Lungentuberkulose pensioniert wurde. Max Brod veröffentlichte das Manuskript 1926, zwei Jahre nach Kafkas Tod. Zum 130. Geburtstag des Autors im Juli 1883 in Prag senden Radio SRF 2 Kultur und Radio SRF 1 mehrere Hörspiele (siehe Seiten 24/25).

Franz Kafka
«Das Schloss»
416 Seiten
Erstausgabe: 1926, Heute erhältlich im Fischer Verlag.