Von New York über Georgia, Texas und Nevada nach Kalifornien und zurück: Mit Halt an unzähligen gottverlassenen Orten, oft mitten im Nirgendwo. Fast 10 000 Meilen haben die deutsche Autorin Astrid Rosenfeld und der in New York lebende schwedische Fotograf Johannes Paul Spengler in knapp drei Monaten zurückgelegt und das Erlebte festgehalten. 

Da sprechen Bilder buchstäblich mehr als tausend Worte: etwa beim Opa im Trödlerladen, entstanden im Ort Truth or Consequences, benannt nach einer gleichnamigen alten Radio-Quizshow. Die Bürger der Siedlung, die einst Hot Springs hiess, erwirkten den Namenswechsel vor mehr als 60 Jahren mit nur einer Stimme Differenz: mit 1294 Nein zu 1295 Ja.

Dies ist nur eine von vielen verrückten Geschichten in diesem wundervollen Band. Die  Reisenden trafen etwa auf Adam, den Mann mit einem «Funken Wahnsinn und einem Hauch von chemischen Drogen» in seinen Augen. Oder auf Marta, die in Death Valley Junction ihren Traum als Balletttänzerin lebte. Im eigenen Theater trat sie jahrzehntelang zur Aufführung an, sogar vor leeren Rängen, und sagt über das Altern: «Die Toten machen einen einsam.» 

Der Alltag der Menschen in den Weiten der USA scheint oft karg, gar traurig, aber nie hoffnungslos. Die Autorin Rosenfeld unterstreicht diesen Eindruck mit einer eingewebten, frei erfundenen Lebensgeschichte. Und die Bilder setzen den endgültigen prägnanten Punkt – zu einem fantastischen Reise­tagebuch voller Poesie und Dichtung. 

«Der Charme des Albums wäre verloren gegangen, wenn wir daraus ein normales Buch gemacht hätten», schreibt der Diogenes-Verlag. Deshalb ist der Band ein Faksimile vom Original-Album. 

Astrid Rosenfeld
«Sing mir ein Lied»
Mit Fotografien von Johannes Paul Spengler
191 Seiten
(Diogenes 2014).