Eyadou Ag Leche ist der Benjamin der Band. Mit seinen heute 31 Jahren noch gar nicht ge­boren, als Tinariwen sich Ende der 1970er-Jahre formierten. Zu ­einem Gespräch an den Stanser Musiktagen 2007 erschien er mit T-Shirt und lud zum mitgebrachten Tee. Im anschliessenden Konzert zeigte sich der Bassist wie die andern «vermummt» im Tuareg-Gewand.
Tinariwen sehen sich heute auch als Botschafter ihrer eigenen Sache. Eyadou: «Man weiss in der Welt sehr wenig über die Tuareg, weil wir lange isoliert waren – und es bis heute sind. Da können wir mit der Musik etwas von unserer Kultur vermitteln, den Austausch pflegen.» Eyadou hat nie eine Schule besucht und sich sein Französisch selber angeeignet. Ursprüngliche Nomaden seien sie keine mehr. Doch: Tinariwen sind als Band wieder Nomaden geworden, die weltweit touren und immer wieder mit pro­minenten westlichen Musikern (wie Carlos Santana) spielen.
Die neue CD «Tassili» hat eine besondere Entstehungsgeschichte. Da es letztes Jahr in der vorgesehenen Gegend in Mali für Auswärtige zu gefährlich war, entschied man, das Aufnahmestudio für drei Wochen in einem mauretanischen Zelt in der südalgerischen Wüste einzurichten. Man verzichtete auf elektrisch verstärkte Instrumente, vor allem auf die Tinariwen-typischen E-Gitarren, und setzte voll auf das Akustische. Sänger Tunde Adebimpe und Gitarrist Kyp Malone von der New Yorker Indie-Rockband TV On The Radio kamen als Gäste in die Wüste, die Gitarre von Nels Cline aus Chicago (Wilco) und die Instrumente der Dirty Dozen Brass Band aus New Orleans wurden separat dazugemischt. So entstand einmal mehr eine Wüstenweltmusik von berückender Schönheit.