Das Thema «Landesverrat» war 1976 weitgehend tabu. Aber man wusste von Erschiessungen nach Militärrecht während des Zweiten Weltkrieges, von der «Eingabe der 200», die vom Bundesrat eine «Anpassung» an Nazi-Deutschland wünschte. Auch nazi-freundliche Bundesräte gabs.

Der Film von Richard Dindo und Niklaus Meienberg kratzte am überlieferten Bild der Rolle der offiziellen Schweiz während des Zweiten Weltkrieges. Sie fragen unter anderem danach, ob nicht mit unterschiedlichen Ellen gemessen wurde. Kleine wurden mit dem Tod bestraft, während andere unbehelligt davonkamen. Der renommierte Historiker Edgar Bonjour sagt im Film: «Das isch wie immer eso: Dr Chlinner hanged ender aus dr Grösser.»

Dindo und Meienberg zeigen es am Beispiel des Ernst S. Sie rekonstruieren seine traurige Lebensgeschichte bis zum Tod durch Erschiessen 1942. Und sie lassen seine Brüder zu Wort kommen, seine Schlummermutter, den Vormund, gar ein Mitglied des Exekutionskommandos. Die Stimmen und die Recherche-Materialien fügen sich zum Porträt eines «Verschupften» – eines armen Teufels, mit dem es das Leben nicht gut meinte.

In Meienbergs 20. Todesjahr erscheint auch Tobias Wyss’ Dokumentarfilm auf DVD. 1999 hat der Zürcher Filmer seine Spurensuche vorgelegt, als vielstimmiges Zeugnis von Menschen, die mit dem strittigen Journalisten zu tun hatten – unter anderem erinnern sich Franz Hohler, Jakob Tanner, Peter von Matt, Laure Wyss oder Otmar Hersche.    

DVDs

Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.
Regie: Richard Dindo/Niklaus Meienberg
CH 1976
DVD 99 Minuten
(Limmat Verlag 2013).

Der Meienberg
Regie: Tobias Wyss
CH 1999
DVD 84 Minuten
(Limmat Verlag 2013).