Sterbendes Dorf
Simon Baumann zeigt in einem leisen und gescheiten Dokumentarfilm, wie sich sein Wohndorf Suberg allmählich auflöst. Das gibt zu denken.
Inhalt
Kulturtipp 24/2013
Frank von Niederhäusern
Eigentlich meint er es nur gut. Simon Baumann will seine Nachbarn kennenlernen, Kontakte knüpfen in Suberg. Im Dorf zwischen Bern und Biel wohnt er zwar seit seiner Geburt. Doch seine einstigen Freunde sind nach Zürich oder Berlin gezogen, und von den Zuzügern kennt er niemanden. Die meisten von ihnen aber bleiben auf Distanz, als er sie auf der Strasse anspricht. Einer, bei dem er an der Tür klingelt, holt das Gewehr, um den Eindringling zu vertreiben.
Mit Nussgipf...
Eigentlich meint er es nur gut. Simon Baumann will seine Nachbarn kennenlernen, Kontakte knüpfen in Suberg. Im Dorf zwischen Bern und Biel wohnt er zwar seit seiner Geburt. Doch seine einstigen Freunde sind nach Zürich oder Berlin gezogen, und von den Zuzügern kennt er niemanden. Die meisten von ihnen aber bleiben auf Distanz, als er sie auf der Strasse anspricht. Einer, bei dem er an der Tür klingelt, holt das Gewehr, um den Eindringling zu vertreiben.
Mit Nussgipfeln geht es besser: Baumann stellt sich an die Barriere, die das Dorf in zwei Hälften teilt, und versüsst den Automobilisten die Wartezeit. Zwar gibt es auch dort solche, die ihre Fensterscheiben hochkurbeln. Andere beginnen zu erzählen und betonen, dass sie an Suberg gerade die Anonymität schätzen. «Wir wollen unsere Ruhe.»
Ein anderes Bild
Das sind Bilder und Situationen, die zu denken geben. Baumann reiht sie aneinander und kommentiert sie im Off. Kurz und träf, ganz nach Berner Art – darstellend, nie analysierend. Diesen Part überlässt der Filmemacher dem Publikum. Und diesem wird klar, wofür Suberg steht: Für Zersiedelung, Ökonomisierung, Anonymisierung. Entwicklungen, mit denen heute jedes zweite Dorf in der Schweiz zu kämpfen hat.
Einige Leute im Dorf kennt Baumann von früher. Er redet mit «Dorftycoon» Erwin Liniger, der massgeblich an der Entwicklung Subergs vom Bauern- zum Schlafdorf beteiligt war. Oder mit Unternehmer Hans-Jürg Hauert, der Suberg als Arbeitgeber eine zumindest ökonomische Identität lässt. Seine Identität als Suberger findet Baumann letztlich typisch schweizerisch: Er tritt dem Männerchor bei und kennt plötzlich Hinz und Kunz.
Nach den unzähligen Bauern- und Älplerfilmen der letzten Jahre zeigt «Zum Beispiel Suberg» ein anderes Bild der Schweiz. Die graue, zerbröselnde Realität des Mittellandes, die weniger lüpfig und hehr ist als jene der Alpenwelt, aber genauso prägend für dieses Land. Diese Darstellung hat Simon Baumann bereits mehrere Preise eingetragen.
Zum Beispiel Suberg
Regie: Simon Baumann
Ab Do, 28.11., im Kino