Der mutige Mann, der im Zweiten Weltkrieg über 2000 Leuten das Leben rettete, stirbt vereinsamt, vergessen, wohl auch verbittert: Der US-Journalist Varian Fry. Rückblende 1940/41: Tausende Menschen aus ganz Europa sind vor den Nazis ins unbesetzte Südfrankreich geflohen. Doch das Vichy-Regime ist nicht auf ihrer Seite, es macht mit den Nazis gemeinsame Sache. Hier in Marseille leistet Varian Fry Grossartiges: Ausgestattet mit einer Namensliste von 200 gefährdeten jüdischen Künstlern und Intellektuellen soll er diesen zur Ausreise in die USA verhelfen. Fry trickst mit gefälschten Papieren, spannt die Unterwelt ein und findet waghalsige Schmuggelpfade über die Pyrenäen.
Grosse Namen verdanken Varian Fry ihr Überleben: Von Hanna Arendt bis zu Marc Chagall und Max Ernst. Schon bald realisiert Fry, dass sich in Marseille viel mehr Juden verstecken als an­genommen. Er vergrössert sein Team und arbeitet Tag und Nacht. Fry rettet auch viele Kinder, etwa den 15-jährigen Justus Rosenberg. Ihn hat die Autorin Eveline Hasler als Zeitzeugen
in New York finden und befragen können. Er war vor 70 Jahren für Fry als Laufbursche im Einsatz. Der Roman basiert auf Fakten. Schilderungen und Dialoge hat die Autorin dazu «komponiert». Eveline Hasler, dieser Tage 80 geworden, hat sich schon früher durch ihre his­torischen Recherchen ausgezeichnet, wie etwa mit  «Anna Göldin». Das Künstlermilieu hat Hasler ebenfalls angezogen: Im Roman «Stein bedeutet Liebe» über die Dichterin Regina Ullmann zum Beispiel. Im neusten Werkt setzt sie einem mutigen Menschen ein literarisches Denkmal. Beklemmend ist, dass viele der Geretteten Fry später die kalte Schulter zeigten und er in Vergessenheit geriet. Unser Urteil: Lesen!


Radio SRF-Beiträge u.a. mit
Eveline Hasler unter www.srf.ch