Zwei Menschen teilen sich ihre Einsamkeit in der Grossstadt Tokio. Sie begegnen sich als Schlaflose in einer Hotelbar, kommen einander (platonisch) näher – und gehen auseinander. «Lost In Translation» von Sofia Coppola ist, was die herkömmlichen Erwartungen angeht, fast eine Art «Anti-Film». Viel passiert nicht in der minimalistischen Dramaturgie. Es reicht, in Gesten und kleinen Szenen das Grosse zu zeigen: Verlorenheit, Entfremdung, Einsamkeit.

Der alternde Hollywood-Star Bob Harris, umwerfend in seiner Schlurfigkeit dargestellt von Bill Murray, spielt den einen Part. In der Rolle seiner Partnerin agiert die gerade mal 19-jährige Scarlett Johansson als jung verheiratete Charlotte. Sie wird von ihrem Gatten vernachlässigt und allein im Luxushotel zurückgelassen, während er eine Rockband fotografiert. Auch Bob ist geschäftlich in Tokio. Seinem schwindenden Star-Status daheim in den USA zum Trotz, weilt er fern der Heimat, um hier eine Reihe von Werbespots für japanischen Whiskey zu drehen.

Natürlich ist das Japan-Bild in der besonderen Konstellation von zwei Kulturgeschockten überspitzt. Und es braucht der Spannung wegen etwas Komik, welche hier nie in Klamauk kippt.

Am Ende berichtet die Tragikomödie von Menschen, denen erst in der Fremde klar wird, dass sie verloren und einsam waren. Vielleicht gelingt es, dem Leben eine neue Wende zu geben: Bei der Verabschiedung flüstert Bob Charlotte vielsagend Worte ins Ohr, die für das Publikum unhörbar bleiben.
 

Lost In Translation
Regie: Sofia Coppola
USA 2003
DVD 98 Minuten
(Constantin 2004).