Ich stecke als Bildende Künstlerin in einem Dilemma. Je mehr Kultur ich ­konsumiere, desto weniger komme ich selber zum Arbeiten. Andere können damit lockerer umgehen, für mich ist das immer eine Herausforderung. Ich arbeite viel in meinem Atelier in Pfyn TG, gegenwärtig nähe ich ohne Faden. Das heisst, ich benutze eine Nähmaschine anstelle ­eines Stiftes. Die Lochlinien im Büttenpapier übermale ich mit Pigmenten. Ich zeichne also mit Löchern. Ich liebe Punkte, Raster und Einfachheit. Zudem bereite ich mich auf eine Gruppenausstellung im Winterthurer Kunstraum Oxyd vor. Sie ist im Frühjahr unter dem Titel «Transparent» zu sehen.

In der Weihnachtszeit will ich mich mit drei kulturellen Themen näher beschäftigen. Ich möchte die Werke des jungen Berliner Pianisten und Komponisten Nils Frahm besser kennenlernen. Seine Musik ist grossartig; das ist geniale und inspirierende Seelenmusik für mich. Der klassisch ausgebildete Frahm  ist in seiner Virtuosität stilistisch kaum festzulegen.

Ein weiteres Thema ist für mich der Film «The End of Time» des kanadisch-schweizerischen Filmemachers Peter Mettler über Raum und Zeit. Ich freue mich auf die visuelle und musikalische Dichte seiner ausdrucksstarken Bilder ­
im Frauenfelder Studiokino Luna. Schon «Gambling, Gods and LSD» von ihm hat mich tief begeistert. Und als Drittes steht für mich die Lektüre von «Mehr Meer» auf dem Programm, die «Erinnerungspassagen» der Autorin Ilma Rakusa. Sie geht da unter anderem den Spuren ihrer Familie nach. Das Buch ist schon 2009 herausgekommen, aber das macht mir nichts. Ich habe aufgegeben, immer auf dem aktuellen Stand von Neuerscheinungen zu sein. Am liebsten arbeite ich in meinem Atelier an meinen Bildern und Ideen.