Radio Swiss Classic, Radio Swiss Jazz, Radio Swiss Pop, Virus, Musikwelle und RTS Option Musique sind kein Teil des Service-public-Auftrags der SRG. Das ist zumindest die Meinung der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Sie möchte, dass diese Sender eingestellt werden, um Geld zu sparen. Damit würde eine wesentliche SRG-­Dienst­leistung ein Ende finden, die viele versorgt: Virus für die Jungen, Musikwelle für die ältere, eher ländliche Bevölkerung, Swiss Classic für Klassikfreunde der kurzen Auszüge sowie Swiss Jazz für Freunde des Swings.

Swiss Classic, Jazz und Pop haben in der deutschsprachigen Schweiz eine Reichweite von 10,5 Prozent und kommen auf einen Marktanteil von 4,5 Prozent. Die Musikwelle kommt auf einen Marktanteil von knapp 7 Prozent, Virus auf 0,2 Prozent. Der Betriebsaufwand für Classic, Pop und Jazz beläuft sich auf 2,1 Millionen Franken, bei einem SRF-Budget von 585 Millionen. Mit wenig Aufwand wird also ein vergleichsweise grosses Publikum bedient.

Sollte der Bundesrat tatsächlich die SRG unter Druck setzen, diese Programme einzustellen, wären die Folgen für die Hörerschaft drastisch. Sie müssten für ihre Musiksparten vermehrt auf private Radiostationen umschalten, die mit Werbung durchsetzt sind. Diese Umstellung mag beim Popsender möglich sein, Klassik- und Jazzfreunde dürften es indes schwer haben, eine Alternative zu finden. Die Jungen mit Virus müssten ganz auf das für sie zugeschnittene Programm verzichten. Von den Ländlerfreunden ist organisierter Widerstand zu erwarten: Wird die Musikwelle eingestellt, ist der Protest der Folklore-Verbände sicher. Diese Hörerschaft ist schon heute der Überzeugung, die SRG berücksichtige schweizerische Traditionen im Programm zu wenig. 

Im Herbst wird der Westschweizer Gilles Marchand bei der SRG als Nachfolger von Generaldirektor Roger de Weck das Szepter übernehmen. Ihm wird die undankbare Aufgabe zufallen, sich mit solchen und ähnlichen politischen Vorstössen auseinanderzusetzen, die bestimmt noch folgen.