Es hallt. Es dröhnt. Und dann setzt simultan mit den klagenden Vocals ein fast statischer Beat ein. Sofort fühlt man sich weggetragen – und genau das möchte Thomas Kuratli erreichen. Pyrit heisst das neue Projekt des 27-Jährigen, der mit dem Duo Thomaten und Beeren nationale Bekanntheit erlangte.
Kuratli ist seither seiner Freundin nach Paris gefolgt und hangelt sich mit Barjobs von Abend zu Abend. Seine Leidenschaft gilt jedoch weiterhin Texten und Musik. Nun hat er eine Kurzgeschichte in acht Songs verarbeitet. Sie erzählt von der Figur Ufo, die im Nachhall einer Explosion sämtliche Phasen von der Selbstauflösung und Wiederfindung bis zur Transformation vom Menschen zur Maschine durchlebt.
Das klingt nach abgedroschenem Drogentrip. Freigeist Kuratli gilt denn auch als höchst kreativ, etwas durchgeknallt und respektlos gegenüber Konventionen. Sein von wabernden Synthesizern und nachhallenden Gitarrenriffs getragenes Album ist eine Bestätigung dafür: Es gleicht einer psychedelischen Aneinanderreihung von Gegensätzen. Düstere und träumerische, zärtliche und böse, leise und dröhnende Elemente werden zu einem filmreifen Soundteppich verwoben. Dies entspricht der Intention des Künstlers: «Die Gegensätze sollen miteinander tanzen.»
Autodidaktisch hat Kuratli sich zig Instrumente beigebracht. Sie sind Mittel zum Zweck, um Geschichten zu erzählen und Stimmungen zu transportieren. «Bewusst wollte ich einen Gegenpol zu den elektronischen Beats und Effekten schaffen», beschreibt Kuratli den Anstoss seiner Suche nach dem perfekten raumakustischen Hall. Diesen fand er in einer verlassenen Pariser Tiefgarage. In nur einer Nacht zeichnete er dort sämtliche akustischen Gitarren-, Cymbal- und Vocalparts für sein Album auf. «Jeder Akkord reiste über mehrere Etagen nach oben und kehrte zurück», beschreibt Kuratli die ungewohnte Aufnahmesituation.
Auf der Bühne entblösst sich der Wahlpariser selbst. Und dennoch liebt er diesen unwiderruflichen und unverfälschten Live-Moment. Kürzlich hat der gebürtige Goldacher einen Werkbeitrag des Kantons St. Gallen gewonnen. Diesen will der schnell gelangweilte Kreativkopf aufwenden, um Musik und Licht zu verschmelzen und auf der Bühne neue Welten zu kreieren. Man ist gespannt.
Pyrit
Pyrit
«Ufo»
(Bookmaker Records 2015).
Live
Kilbi im Fall
Sa, 31.10., 21.00 Grabenhalle St. Gallen
Katakombe Live
Mi, 4.11., 20.00 Werk 21/Dynamo Zürich
Lord Kesseli & the Drums, Pyrit
Fr, 6.11. Playground Lounge Bern
One Of A Million Festival
Fr, 20.11., 21.00 Royal Baden