Ein Telefonanruf. Der Vater liegt im Sterben. Die Tochter macht sich auf den Weg. Eine Reise mit dem Zug von der Schweiz in den Süden Italiens. «Normalerweise dauert die Fahrt viele Stunden, aber es ist nie normal.» Schon das Umsteigen in Mailand; prompt verpasst sie den Anschluss.
Dora, so heisst sie, sitzt im Speisewagen. «Ein Mann setzt sich gegenüber, und schon denkt man: Er wird mich vor irgendetwas retten.» Dora, die Ich-Erzählerin, spricht in einer distanzierenden «man»-Perspektive. Doch es ist Persönlich-Nahes, das sie berichtet: Beobachtungen und Reflexionen. Dazu gehört die Begegnung mit Francesco, dem Mann aus dem Speisewagen. Es wird unterwegs gar zu einer Liebesnacht kommen.
Dora kommt zu spät. Der Vater ist bei ihrer Ankunft bereits begraben, und alle Trauergäste sind schon wieder abgereist. Gegen Schluss heisst es: «Es gibt auf dem Rückweg eine Frau, die ein dramatisches Ereignis ausgenutzt hat, um sich nicht ihren eigenen Niederlagen stellen zu müssen.» Es kommt die Erkenntnis auf: «Vielleicht sollte man, wenn man sich auf einen neuen Weg wagt, die Bindungen an die Vergangenheit nicht unterschätzen.»
«Rien n’est arrivé» (2001) ist der Originaltitel des ­Debüt- und bisher einzigen Romans der 1963 geborenen Lausanner Autorin Sylvie Neeman Romascano (deutsch 2010). Regisseur Stephan Heilmann besorgte die Hörspielfassung mit Stimmen von Katja Reinke und Klaus Brömmelmeier.

[Buch]

Buch: Sylvie Neeman
Romascano
Nichts ist ge­schehen, 150 S.
(Rotpunktverlag, 2010).

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