­Was könnte sie nicht alles mit ihrer neu gewonnenen Zeit als Pensionierte anfangen! Lernen allgemein, Loire-Schlösser besuchen, endlich «Le deuxième sexe» von Simone de Beauvoir lesen, Schach spielen lernen, den Bootsschein machen, nichts tun. Die 60-jährige Caroline (Fanny Ardant, 64) nennt viele Optionen für ihre Zeit «danach». Sie hat Zeit, die es zu füllen gilt.

«Sie ist jedenfalls sehr gut erhalten»: Das sagt einmal hinter vorgehaltener Hand die Empfangsdame des Seniorentreffs «Les ­beaux jours» über sie. Hierhin verschlägt es die ehemalige Zahnärztin. Ihre beiden erwachsenen Töchter haben der Mutter zur Pensionierung ein Schnupperabo geschenkt. Im «Beaux jours»-Theaterkurs gefällt es ihr gar nicht. Sie verlässt ihn fluchtartig. Weil Caroline ein konkretes ­Internet-Problem hat, kehrt sie doch noch einmal zurück, um den Computerkurs zu besuchen. Und hier geschiehts: Es kommt zur Affäre mit dem Kursleiter ­Julien (Laurent Lafitte), der gut halb so alt ist wie Caroline.

Versöhnlich

Caroline blüht auf, geniesst ausser Sex im Alter weitere Freiheiten (Rauchen, Weintrinken). Um Freiheiten geht es hauptsächlich im Film von Marion Vernoux, weniger um die Selbst-Beschäftigung im Rentenalter. Vernoux hat das Drehbuch zusammen mit Fanny Chesnel geschrieben, der Autorin des Romans «La jeune fille aux cheveux blancs». Darauf beruht der Film, der an einem «typisch französischen» Ort spielt, irgendwo. Gedreht wurde in der Provinz, in der Küstenstadt Dünkirchen. Hier bricht Caroline aus, hier gibts ein versöhnliches Ende.

Les beaux jours
Regie: Marion Vernoux
Ab Do, 4.7., im Kino