Er prägte die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts wie kein anderer. Der absolutistische Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638–1715) machte Frankreich zu einer europäischen Grossmacht. Er begründete das koloniale Erbe und führte so viele Kriege, wie er Mätressen hatte, und das waren sehr viele. Beides ist teuer. Deshalb hinterliess Ludwig einen verarmten Staat, der die Bevölkerung mit einer grossen Steuerlast schi­kanierte. Sie machte ihn zu ­einem der am meisten gehassten Männer Frankreichs.

Von alledem ist im Kinofilm «Der Tod von Ludwig XIV.» nur sehr wenig zu sehen oder zu hören. Im Kammerspiel des spanischen Regisseurs Albert Serra liegt der todkranke Regent auf einem Bett, leidet an einem von Wundbrand geplagten Bein, das sein Todesurteil ist. Der Potentat muss in Agonie dahinsiechen und darf nicht sterben. Denn die Klientel weiss, dass sein Ende die absolutistische Monarchie schwächen wird, von der sie profitiert. So bemühen sich Interessengruppen, ihre letzten Vorteile vom leidenden König zu ergattern. 

Schmerzliche Bilanz eines Monarchen
Der Schauspieler Jean-Pierre Léaud spielt den sterbenden Monarchen bravourös. Die Rolle besticht dadurch, dass er nichts tut; Léaud liegt einfach leidend da. Noch nimmt er Anteil am Geschehen. Dazu gehört, dass er eine schmerzhafte persönliche Bilanz zieht: Seine einst unentwegte Kriegslust nötigt ihm in der letzten Stunde Schuldgefühle ab. Der Herrscher scheint zu erkennen, dass er als Gescheiterter in die Geschichte eingehen wird. 

DVD
Der Tod von Ludwig XIV.
Regie: Albert Serra
F 2017
115 Minuten
(Absolut Medien)