Sie lebt wie eine Gefangene, die 13-jährige Imma. Ihre Familie schmuggelte sie vor kurzem aus Süditalien in den Norden. Und so lebt das Mädchen nun in ­einer Wohnung, die es nicht verlassen darf, zusammen mit einer «Tante», die sie nicht kennt. Weder gut noch böse erlebt die Protagonistin Imma die Frau, die ihr die Fernbedienung des Fernsehers vorenthält, sie gar mit zur Arbeit nimmt, «damit ich, wie sie sagt, keine Schweinereien gucke».

Noch weiss man nichts vom bisherigen Leben des Mädchens. Noch weiss man nicht, dass sie sich vor der Mafia verstecken muss. Grund dafür: In ihrem Heimatdorf in der Nähe Neapels versuchte der Sohn des Clanchefs, sie zu vergewaltigen. Mit einem Stein schlug Imma zu … Was blieb anderes übrig, als abzutauchen, um dem Vergeltungsschlag der Mafia zu entgehen? Nun sitzt Imma da als Überlebende, die nur als Gefangene weiterleben kann.

Die italienische Schriftstellerin Margherita Oggero rollt das Leben der Protagonistin auf. Häppchenweise gibt sie Einblick in das komplexe Netzwerk einer süditalienischen Grossfamilie. Viel Dramatisches und Ergreifendes hat sich über die Jahrzehnte abgespielt. Die Geschichte von Immas Mutter etwa, die mit 17 schwanger wird, heiratet und bald verlassen wird. Ihr Leben endet, als sie von Leuten des Mafia-Clans versehentlich überfahren wird. Unverblümt erzählt Oggero diese traurige Geschichte. Und es ist nur ­eines der zahlreichen Dramen, die sich in einer vermeintlich schönen Welt des warmen Südens abspielen. Die Halbwaise Imma selbst hat gelernt zu überleben.

Margherita Oggero wurde 1940 in Turin geboren. Seit ihrer Pensionierung als Lehrerin  hat sie sich vor allem als Krimiautorin einen Namen gemacht.


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Margherita Oggero
«Der Duft von Erde und Zitronen»
320 Seiten
(DAV 2012).
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