Laut dem Vorwort sind ko­mische Gedichte «eine der erstaunlichsten und erfreulichsten Gedichtgattungen überhaupt». Wohl aus rechtlichen Gründen kommen von den bekannten, hauptsächlich verstorbene Autoren zu Wort: Heinrich Heine, Joachim Ringelnatz oder Christian Morgenstern. Jetzt ist der Nachfolgeband «Der schmunzelnde Poet» als Fortsetzung erschienen mit Einsendungen zum Wettbewerb «Komische Gedichte 2012». Grund genug, einen Blick auf den erfolgreichen Vorläufer zu werfen.
Inhaltlich reicht der Bogen von «Tee im Schnee» über «Brusthaar» bis zu den «Werken eines Mistkäfers». Was Menschen halt so daherreden, indes viel geschliffener und auf den Punkt gebracht. Die kurzen Texte vermögen selbst diejenigen zu gewinnen, welche mit Vers und Reim auf Kriegsfuss stehen. Und die Gedichte heben sich erfreulich von klassischen Trauergesängen, Wortsinn oder Naturbeschreibungen ab. Humor blitzt überall auf, zeigt sich als Ironie oder Sarkasmus, ohne dem ­Zynismus zu verfallen.
Leider ist die Coverdarstellung etwas missraten. Die Comiczeichnung korrespondiert wenig mit dem Thema. Aber vielleicht sollte dies komisch wirken? Oder es soll verdeutlichen, dass hier nichts Abgehobenes zu erwarten ist: Weder in Sprache, Länge noch Duktus. Die Sammlung orientiert sich an den ­Absurditäten eines, manchmal ­etwas zurückliegenden Alltags, ja des Lebens schlechthin. Und genau diese Absurditäten finden sich auch in den Mühen des Dichtens:

Reimwort von Andreas Hansen

Du sollst dich reimen,
und zwar schön!
Sonst streich ich dich!
Tschüss
Auf Wiedersehn.

Jan-Eike Hornauer (Hg.)
«Der schmunzelnde Poet.
Neue komische Gedichte»
(Lerato Verlag 2013).

 

Erzählband

Der Fabulierkünstler

Zum 70. Geburtstag von Franz Hohler ist im Luchterhand Verlag eine vollständige Sammlung seiner längeren Erzählungen von 1973 bis 2011 erschienen. Hier erlebt die Leserschaft noch einmal mit, wie die Natur die Stadt Zürich zurückerobert, oder begegnet dem Mann, der ein Kauz sein möchte. Stets entlockt der poetische Erzähler dem Alltag Groteskes, Fantasievolles, Komisches, Abgründiges oder Irrationales. «An Hohler lässt sich die Grösse des Einfachen lernen», bringt es Roger Willemsen im Nachwort des Erzählbands auf den Punkt. (bc)

Lesungen

Di, 9.4., 20.00 Gemeindebibliothek Walchwil ZG (aus «Spaziergänge»)

Fr, 12.4., 20.00 Hotel Bellevue Terminus Engelberg OW (aus «Der Geisterfahrer)

Mi, 17.4., 20.00 Reformierte Kirchgemeinde Arlesheim BL (Jubiläumslesung)


Drama

Geplatzte Träume

Die Geschichte des tragischen Kleinbürgers Willy Loman gehört zu den Klassikern der Schullektüre. Das Theater St. Gallen hat die Aktualität des US-amerikanischen Stücks «Tod eines Handlungsreisenden» entdeckt und bringt es in dieser Saison auf die Bühne. Arthur Miller (1915–2005) hat sein Meisterwerk in den 40ern geschrieben, das Stück hatte am Broadway 1949 in einer Inszenierung des Regisseurs Elia Kazan Premiere. Miller demaskierte den amerikanischen Traum von der freien Bahn für das Individuum. Der Handlungsreisende Willy Loman spielt sich und seiner Familie die Lebenslüge eines erfolgreichen Geschäftsmannes vor. Sein Sohn Biff erkennt zwar diese Doppelbödigkeit, doch der alte Loman weigert sich standhaft, das Scheitern seiner Träume zu akzeptieren. (hü)

Bühne

Premiere: Sa, 6.4., 19.30 Theater St. Gallen