Klar und schnörkellos wie nordisches Design, so direkt und schonungslos sind die Gedichte des holländischen Autors, Essayisten und Musikers Menno Wigman. Menno Wigman vermischt Zeitkritisches mit Eruptivem, ja Explosivem und bringt scheinbar Unvereinbares zusammen: ein Bibelzitat und der Fuck-Ausspruch des Sex-Pistols-Sängers Johnny Rotten, die eigene Hölle und die gemeinschaftliche Warteschlange im Supermarkt. Durch diese Montagetechnik erzeugt der Lyriker Wigman starke Bilder, ohne sich allzu vieler Metaphern bedienen zu müssen.

In der Edition «Die nummernlosen Bücher» des Kölner Verlags Parasitenpresse ist ein Querschnitt durch das lyrische Schaffen des 50-jährigen Dichters erschienen. Aus dem Niederländischen übersetzt hat sie Gregor Seferens. In seinem Werk sind Arbeiten von 1997 bis 2016 zusammengefasst, 33 Gedichte, ohne starres Versmass, dafür strophisch gegliedert und mit einem innerem Rhythmus sowie einer – wie es sich bei Lesungen zeigte – hohen rezitativen Qualität. Die Wucht der Sprache und die Nähe zum realen Leben packen den Leser, etwa in der Grabrede bei einer einsamen Bestattung. Ans Herz gehen die unverblümten Aussagen zu Zerfall, Einsamkeit und Liebe. Sie wirken umso glaubwürdiger, als dass für einmal die urbane Elite ihr Fett abbekommt: Narzissten, eitel und weitschweifig, derweil die anmutigste Szene dem Fensterputzer eines Hochhauses gehört: Ich hänge hier wie ein frostiges Gemälde,das keiner eines Blickes würdigt, ich putze, schufteund mache die Aussicht frei – betreibe Monat für Monat unverfälschte Wolkenmalerei.

Buch

Menno Wigman
«Im Sommer stinken alle Städte»
40 Seiten
(Parasitenpresse 2016).