So einen Satz hätte man ihr nie zugetraut. Suzanne (Sandrine Kiberlain) sagt ihn als Ausdruck später (Selbst-)Erkenntnis. Sie, die nichts zu tun hat im Leben, ausser Termine wahrzunehmen. Der Satz geht so: «Diese Frauen sind lebendig, wir hier unten sind tot.»

Steife Welt
Es ist eine steife Welt: Da ist die gute Stube von Suzannes Gatten Jean-Louis (Fabrice Luchini), dem Börsenmakler mit der DreiMinuten-Ei-Macke, welche die langjährige Haushälterin zur Kündigung treibt. Andererseits: Wer da über ihren Köpfen lebendig ist, sind spanische Dienstmädchen, Putzfrauen, Haushälterinnen. Sie gehen über das separate Dienstboten-Treppenhaus hinauf in den sechsten Stock, wo sie in Kämmerchen wohnen und ein gemeinsames, gerne mal verstopftes Steh-WC benutzen.
Frischen Wind in die angestaubte Bürgerstube wirbelt die Neue: Mit Maria (Natalia Verbeke) kommt eine junge Spanierin in Jean-Louis’ Dienste. Sie schafft es, nicht nur das Drei-Minuten-Ei perfekt zu machen, sondern auch, Jean-Louis aus seinem Trott zu bringen. Und ihn gleichsam einzuführen in das andere Universum im sechsten Stock. Und Jean-Louis erkennt: «Diese Frauen leben über unseren Köpfen, und man weiss nichts von ihnen.» Es kommt gar so weit, dass er, der den Frauen in Notlagen hilft, nach oben zügelt und eine Kammer bezieht – «das erste Mal frei, ein eigenes Zimmer!».
Der Film spielt Anfang der 1960er-Jahre und bleibt eine ­humanistisch geprägte, liebevolle Komödie. Die Revolution findet nicht statt. Aber Annäherungen kommen zustande. Und zwischen Jean-Louis und Maria gibts eine zarte Bande, spätestens in Spanien, wo er sich auf die Suche nach der heimgefahrenen Ex-Haushälterin macht.