Schon als Teenager verguckt sich Marion in Tom, den Bruder ihrer Freundin Sylvie. Deren Worte «Tom ist anders, Marion. Das weisst du doch?», überhört sie und heiratet ihn nach seiner Ausbildung zum Polizisten. Tom ist da bereits mit dem Museumsdirektor Patrick Hazlewood liiert.
Eine Geschichte voller Tragik ist es, welche die 1973 in Oxford geborene Bethan Roberts erzählt. Sie ist angesiedelt im englischen Brighton der 1950er-Jahre und macht deutlich: Homosexualität gab es damals nicht, weil es sie nicht geben durfte; sie war strafbar.
Roberts liess sich in ihrem Roman von der wahren Geschichte des englischen Autors E.M. Forster (1879–1970) inspirieren. Der Verfasser von «Eine Reise nach Indien» oder «Zimmer mit Aussicht» (siehe Seite 31) war schwul und während 40 Jahren mit einem 23 Jahre jüngeren verheirateten Polizisten zusammen. Forster hatte seinen Liebhaber mit 51 kennengelernt. Dessen Frau, eine Krankenschwester, pflegte Forster jahrelang.
Roberts hat sich in ihrem Roman vor allem für die Gefühlslage ihrer zwei Protagonisten Marion und Patrick interessiert. Während Marion in einem Brief am Krankenbett des todkranken Patrick ihr Leben mit Tom passieren lässt, erfährt man von Patrick dank Tagebucheinträgen mehr von der ersten Phase seiner Beziehung zu Tom.
Von Liebesglück kann nie die Rede sein. Rivalitäten, Unsicherheiten, Ängste beherrschen das Leben der Liebenden. Das ­Unausgesprochene belastet die Dreierkiste und zerstört letztlich jeden. Ein Beziehungsroman: Berührend, packend und bitter.

Bethan Roberts
«Der Liebhaber meines Mannes»
Aus dem Englischen von Astrid Gravert
364 Seiten
(Kunstmann 2013).