Es funktioniert jedes Mal: Drückt ein Postautochauffeur, eng durch die Berge kurvend, das Warnhorn, jubeln nicht nur die überraschten Japaner im Bus. Einheimischen zaubert das «Tü ta too» zumindest ein wehmütiges Lächeln ins Gesicht, genährt von Erinnerungen vergangener Schulreisen oder Wanderferien.
Nun hat es die Dreiklang-Hupe ins Museum geschafft. Sie ist im Zürcher Landesmuseum zu hören und gibt der neuen Ausstellung gar den Titel. «Tü ta too. Das Ohr auf Reisen» präsentiert das klingende Kulturgut der Schweiz, das seit 25 Jahren von der Landesfonothek in Lugano archiviert wird. Im Bestreben, diesen Schatz der Öffentlichkeit zu zeigen, habe man zum Jubiläum eine Ausstellung konzipiert, erklärt Fonoteca-Direktor Pio Pellizzari. «Es war nicht so einfach, aus fünf Millionen archivierter Tondokumente eine Auswahl zu treffen und diese sichtbar zu machen.»

Spielstationen

Das Resultat überzeugt denn vorab akustisch. Etwa im Klangkubus, wo aus Lautsprecher-­Installationen verschiedene Szenerien erklingen: Grossstadtlärm, naturreines Bergrauschen, das Gebimmel auf einer Kuhweide. Mit geschlossenen Augen geht man auf Reisen und hört mit der Zeit auch Unsichtbares.
Ganz anders die Spielstation, an der aus Geräusch-, Stimm- und Musik-Modulen ein eigenes Hörspiel collagiert werden kann. Interaktiv funktionieren zwei Archiv-Stationen: An einer lassen sich jukeboxartig Stücke aus der Schweizer Musikgeschichte von 1901 bis 2006 wählen. Mit klingenden Wegmarken von Cédric Dumont über Pierre Favre bis zu DJ Bobo. An der anderen gilt es, die Stimmen von General Guisan, Clown Grock oder Autorin Anne Cuneo den stimmigen Fotoporträts zuzuordnen.
«Wir wollten aus Archiv-Trouvaillen einen facettenreichen Klangraum erstellen», fasst Kuratorin Erika Hebeisen zusammen. Für Pio Pellizzari gehören die Exponate zum nationalen Gedächtnis, schliesslich ist die Fonoteca Teil des Nationalmuseums. Tatsächlich bringt die Ausstellung «Tü ta too» die Schweiz zum Klingen. Und dies auf sehr unterhalt­same Art.

Tü ta too. Das Ohr auf Reisen
Bis So, 25.8.
Landesmuseum Zürich
www.musee-suisse.ch